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Begehrte Beute. Kaffeediebstähle haben so stark zugenommen, dass einige Supermärkte die Ware wegschließen.

©  Tsp

Kaffeeklau in Berliner Supermärkten: Bohnengold bald unter Verschluss?

In den Berliner Supermärkten nimmt der Diebstahl von Kaffee-Packungen zu. Die Händler sind irritiert und suchen nun nach Lösungen, um das Bohnengold sicherer zu lagern.

Eine Frau steht im Supermarkt vor dem Kaffee-Regal. Sie nimmt eine Tüte, schüttet die Bohnen in die Kaffeemühle und klebt die warme Plastik-Verpackung hinterher wieder zu. Würzig riecht es – und genau dieses Aroma scheint momentan eine allerdings unerwünschte Zielgruppe ganz besonders anzulocken: Kaffeediebe. Wenngleich die Zahl von angezeigten Ladendiebstählen im letzten Jahr zurückgegangen ist, scheint Kaffee in Berlin zur beliebten Beute zu werden. Die Händler suchen nun nach Lösungen.

„Bei uns wird Kaffee ohne Ende geklaut. Manchmal sogar stapelweise“, berichtet die Leiterin einer Kaiser’s-Filiale in Mitte. Dadurch entstehe ein Schaden von rund 500 Euro pro Monat. Was die Supermarkt-Kette dagegen tue? In allen Filialen sollen bald Glaskästen installiert sein, in denen die Päckchen stehen, aufgereiht und abgeriegelt. Bevor es so weit ist, greift man zu anderen Schutzmitteln. „Wir lagern unsere Kaffeebestände gleich neben der Kasse“, erzählt die Kassiererin einer anderen Filiale. „Dort sind sie in Sichtweite unseres Verkaufspersonals.“

Ganze Paletten von Kaffee verschwinden aus Supermärkten in Berlin

Auch Edeka- und Reichelt-Filialen schließen ihr Kaffeesortiment vereinzelt weg. „Der Kaffeeklau ist jetzt scheinbar eine neue Masche, die mit Sicherheit nicht auf dem Preis des Kaffees beruht. Ich denke vielmehr, dass er gut weiterverkauft werden kann“, sagt ein Edeka-Sprecher und berichtet ebenfalls von Fällen, bei denen Täter mit ganzen Paletten oder Einkaufswagen aus dem Laden geflohen sind. Ein Reichelt-Geschäftsführer in Mitte möchte sein Kaffee-Sortiment trotzdem nicht wegschließen. „Dann müsste jedes Mal eine Verkäuferin von der Kasse aufstehen und zum Regal kommen. Der Aufwand ist mir zu hoch“, sagt er. So ähnlich denkt auch der Chef einer Aldi-Filiale und legt stattdessen seit einem halben Jahr nur noch eine einzige Palette mit Paketen aus. Der Rest bleibe im Lager und werde erst dann geholt, wenn der Bestand im Supermarkt ausverkauft sei.

Kaffee hinter Glas

Das Für und Wider des Kaffees hinter Glas beschäftigt auch den Handelsverband Deutschland. „Auf der einen Seite steht ganz klar der Schutz vor Diebstahl, auf der anderen Seite der erschwerte Zugang für die Kunden“, argumentiert Sprecher Kai Falk. „Das könnte schon eine Hemmschwelle sein, ausgerechnet dort seinen Kaffee zu kaufen.“ Ob eine Vitrine notwendig sei, müsse daher jeder Händler für sich entscheiden. Allerdings, so betont Falk, habe sich das Einschließen von teuren Spirituosen und die Sicherung von Zigaretten bewährt.

Allgemein betrachtet ist die Anzahl von angezeigten Ladendiebstähle in Berlin im letzten Jahr um rund sieben Prozent gesunken und lag bei 35 713 Delikten. Damit das so bleibt, investiert der Handel laut Kai Falk bundesweit insgesamt rund 1,2 Milliarden Euro pro Jahr. Der entstandene Schaden betrage vier Milliarden Euro.

Für die Händler ist Kaffee ein untypisches Diebesgut. Normalerweise verschwinden kleine oder wertvolle Gegenstände aus den Regalen – und nicht Produkte für rund fünf Euro. Genau aus diesem Grund versuchen die Täter, so viele Pakete wie möglich mitzunehmen, vermutet ein Polizeisprecher. „Da braucht man ja fast einen Lkw, damit es sich lohnt“, sagt er. Eine professionelle Gang von Kaffee-Dieben vermutet die Polizei nicht.

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