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Berlin: Kahlschlag in der Tropenhalle

Die Stadtverordneten sollen entscheiden, ob die defizitäre Biosphäre zu einer Multifunktionshalle umgebaut wird – oder ob der Abrissbagger kommt.

Potsdam - Wird Potsdams chronisch defizitäre Tropenhalle zum Freizeitparadies für Familien? Die Stadtverwaltung prüft jetzt, die Biosphäre am Volkspark zu einer Multifunktionshalle mit zwei Kitas, einem Jugend- und einem Seniorentreff sowie einem Restaurant umzubauen. Dazu soll in der Halle ein Skaterpark, ein Kletterparcours oder ein Indoor-Spielplatz entstehen. Alternativ dazu wird im Rathaus erwogen, die Halle abzureißen – oder den Betrieb doch einfach fortzusetzen. Diese drei Handlungsvarianten sollen die Stadtverordneten in ihrer Sitzung am 7. November erstmals beraten – hinter verschlossenen Türen. Zur Vorbereitung hat die Stadtverwaltung an alle Fraktionen ein zunächst geheimes Papier versandt, das dieser Zeitung aber vorliegt.

Laut der im Baudezernat des Grünen- Beigeordneten Matthias Klipp erstellten Vorlage verabschiedet sich die Stadt damit endgültig von dem seit fünf Jahren verfolgten Plan, für die zur Bundesgartenschau 2001 errichtete Tropenhalle wieder einen privaten Betreiber zu finden. Auch darüber muss das Stadtparlament abstimmen. Einem letzten verbliebenen Bewerber, der eine Dinosaurier-Ausstellung in der Halle und im Außengelände plant, wolle man absagen, so die Stadt. Dem Papier zufolge plane dieser nicht namentlich benannte Bieter eine Evolutionsschau mit wissenschaftlicher Forschung, bei der auch Teile des Volksparks einbezogen werden müssten. Das Konzept sieht auch 200 lebensgroße Tierkonstruktionen von bis zu 45 Metern Höhe auf einem Rundweg vor. Doch laut der Bauverwaltung wird daraus nichts. So wäre der Dino-Park nach geltendem Bebauungsplan unzulässig: Die Fläche sei als Parkanlage festgeschrieben.

Bekanntlich muss die Biosphäre bis Ende 2017 als „touristische Einrichtung“ betrieben werden, sonst droht die Rückzahlung von bis zu 21,5 Millionen Euro Fördergeldern. Derzeit ist die von einer Tochter der kommunalen Bauholding Pro Potsdam betreute Halle – 2007 war dem früheren privaten Betreiber das Geld ausgegangen – für die Stadtkasse eine Belastung. Allein in den vergangenen beiden Jahren flossen jeweils 1,7 Millionen Euro. Die Privatisierungsbemühungen der Stadt wurden nach Angaben der Verwaltung auch von einem millionenschweren Rechtsstreit zwischen dem Rathaus und früheren Baufirmen um die Baukosten für die Tropenhalle gehemmt. Für den Fall einer Niederlage in dem Streit hat die Stadt inzwischen Rücklagen in Höhe von 3,6 Millionen Euro gebildet.

Nun will es die Stadt weiter selbst versuchen: Eine erste Untersuchung zur künftigen Hallennutzung soll laut der Vorlage zunächst 100 000 Euro kosten. Dabei sollen die Varianten „Fortführung Tropenhalle“, „Umnutzung“ oder „Abriss“ geprüft werden. Auch die Kosten für einen Umbau der Halle und die Beseitigung der Baumängel sollen geschätzt werden. Ebenso müsste sich die Stadtverwaltung, sollte die Halle neu genutzt werden, aus urheberrechtlichen Gründen mit dem Haus-Architekten Barkow Leibinger abstimmen, heißt es in dem Papier. Mit ihm liegt die Stadt im Rechtsstreit über Honorare und Gegenleistungen um angebliche Planungsfehler.

Betrachten will die Bauverwaltung auch verschiedene Betreibermodelle für die Halle. Sie will prüfen, ob der Umbau der Biosphäre aus Treuhandmitteln des kommunalen Sanierungsträgers für das Bornstedter Feld finanziert werden könnte. Nach einem Abriss der Halle könnten Sportplätze oder Bauland entstehen. Die Pläne für den Dinosaurier-Park sind für die Stadt nicht ganz vom Tisch, denkbar sei ein Standort in Autobahnnähe in einer planungsrechtlich weniger sensiblen Umgebung.

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