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Berlin: Kampf der Multiplexe: Verschenkte Kino-Karten sind ungültig

Lange Gesichter gibt es derzeit an den Kinokassen der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg. Die von der Betreiberfirma Village-Cinemas verteilten Freikarten werden nicht mehr eingelöst.

Lange Gesichter gibt es derzeit an den Kinokassen der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg. Die von der Betreiberfirma Village-Cinemas verteilten Freikarten werden nicht mehr eingelöst. Die Kunden reagieren enttäuscht. Hintergrund: Village hat eine Unterlassungserklärung unterschrieben, neue Freikarten nicht zu verteilen und darüber hinaus bereits unters Volk gebrachte Gratisbilletts nicht einzulösen.

Zu diesem Schritt haben die direkten Konkurrenten des Multiplex-Kinos die Betreiberfirma Village-Cinemas gezwungen. Zusammen mit der Cinemaxx AG, die das Colosseum an der Schönhauser Allee betreibt, traten auch die Berliner Yorck-Kino-Kette (Filmtheater am Friedrichshain) und die Betreiber des Blow-Up in der Immanuelkirchstraße gegen Village an. Man einigte sich zum Nachteil der Freikartenbesitzer.

Insgesamt 40 000 Karten hatte Village in die Postkästen von Mitte und Prenzlauer Berg gesteckt, zusammen mit einen Brief und der Aufforderung, das Kino zu besuchen. "Eine in dieser Masse sehr ungewöhniche Marketingaktivität", kommentiert Cinemaxx-Sprecher Thomas Schulz nüchtern. Dahinter steckt natürlich mehr. Nicht nur das Village-Kino in der Kulturbrauerei, sondern auch das Cinemaxx-Colosseum und die anderen Kinos bekommen die Auswirkungen des Berliner Überangebots an Leinwänden zu spüren. Darüber hinaus stagniert der Kinobesuch in diesem Jahr, weil das Filmangebot zu wenig Zuschauer in die Theater lockt. Bis zu 25 Prozent weniger Besucher werden insbesondere in den Multiplex-Kinos der Stadt gezählt. Damit rutschen viele Kinos unter die Gewinnmarge. Die Freikarten-Aktion von Village-Cinemas ist offensichtlich eine Aktion, um wieder Leben in die Kinos zu kriegen.

Der Streit um die Freikarten in Prenzlauer Berg ist ein weiteres Kapitel im Kampf der Kinoriesen gegen das wirtschaftliche Desaster der Multiplexschwemme. Hier wie da verhandeln die Betreiber mit ihren Vermietern, um weniger Pacht zu zahlen. Einige versuchen sogar, ihre Kinos ganz loszuwerden. Prominentes Beispiel ist die Kinokette UCI, die ein neues Multiplex in Neukölln nicht wie vereinbart übernahm und eine Bauverzögerung zum Anlass nahm, um aus dem Mietvertrag auszusteigen.

Cinemaxx-Sprecher Schulz zufolge dürfen pro Vorstellung nur fünf Prozent der Sitzplätze als Freikarten vergeben werden. Andernfalls würden die Filmverleiher protestieren, die prozentual an den Einnahmen beteiligt sind. Schulz gibt an, dass auch die Cinemaxx-AG Freikarten verteilt, allerdings nur im Rahmen von Gewinnspielen und in überschaubaren Größenordnungen. Freikartenaktionen wie jetzt von Village-Cinemas sind in diesem Ausmaß in Deutschland bisher beispiellos.

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