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Kampf um Schering: Merck erwägt höheres Angebot

Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck schließt nicht aus, sein Übernahmeangebot für das Berliner Pharmaunternehmen Schering aufzustocken. Schering hatte die Merck-Offerte von 77 Euro pro Aktie als "unerwünscht" abgelehnt.

Berlin - Zunächst wolle man abwarten, ob überhaupt von dritter Seite mehr geboten werde, sagte Merck-Aufsichtsratschef Wilhelm Simson am Dienstag in Berlin.

Simson betonte, keinesfalls werde Merck so viel zahlen, dass die Transaktion am Ende nur mit einer Zerlegung von Schering und dem Verkauf einzelner Teile finanziert werden könne. Der Vorsitzende der Merck-Geschäftsleitung, Michael Römer, hob hervor: «Wir wollen ein komplementäres Unternehmen aus Merck und Schering bilden, das stark genug ist, um international erfolgreich agieren zu können.»

Auf die Frage nach Synergien sagte Simson: «Wir wollen etwas bauen und nicht abbauen.» Merck habe aber schon in der Vergangenheit gezeigt, dass es seine Geschäftspolitik «nicht auf dem Rücken der Mitarbeiter austrägt». Es gebe zwischen beiden Unternehmen «nur auf wenigen Gebieten» Überlappungen. Denkbar seien Einsparungen im Einkauf, in den Patent- und den Rechtsabteilungen. Römer versicherte, Merck werde als Familienunternehmen seinen «sozialen Touch» behalten.

Die von Merck gebotenen 77 Euro pro Schering-Aktie in bar entsprechen einer Kaufsumme 14,63 Milliarden Euro. Simson nannte dies einen «fairen Preis». Er enthalte eine Prämie von 35 Prozent auf den durchschnittlichen Schering-Aktienkurs der vergangenen drei Monate. Simson zeigte sich überzeugt, dass es Schering so wie bisher nicht mehr geben werde, «sondern nur mit uns oder mit jemand anderem».

Größter Einzelaktionär Scherings ist die Allianz AG mit knapp 12 Prozent der Anteile. Sie hat sich bislang nicht zur geplanten Übernahme geäußert. Merck hat in den vergangenen Wochen knapp 5 Prozent der Schering-Aktien erworben. Institutionelle Investoren wie Fonds halten etwa 68 Prozent der Anteile. Die Fonds-Gesellschaft Union Investment begrüßte den Übernahmeversuch.

Der Aufsichtsrat von Schering wollte nach Informationen aus dem Gremium am Dienstag zu einer Sondersitzung zusammenkommen. «Wir rechnen mit einer klaren Ablehnung des Angebotes», hieß es. Merck- Aufsichtsratschef Simson wollte sich nach eigenen Worten am selben Tag um ein Treffen mit dem Schering-Vorstandsvorsitzenden Hubertus Erlen bemühen.

Simson sagte, Hauptanliegen sei es, «mit Schering doch noch ins Gespräch zu kommen». «Wir brauchen beide Seiten am Tisch», um die Details des Zusammenschlusses zu besprechen. Seit Mai 2005 gebe es Gespräche zwischen den Unternehmensspitzen, das letzte am vorigen Freitag. Dabei sei man aber «nicht zusammengekommen».

Römer versicherte, Scherings Firmensitz Berlin werde in der neuen Unternehmensgruppe als Standort «eine bedeutende Rolle» haben. Der Regierende Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) kündigte eine Stellungnahme nach einem Treffen mit Römer und Simson an.

Schering und Merck sind gemessen an Umsatz und Mitarbeiterzahl etwa gleich groß. Schering ist der einzige Berliner DAX-Konzern. Mit dem Zusammenschluss entstünde ein Anbieter mit einem Pro-Forma-Umsatz für 2005 in Höhe von 11,2 Milliarden Euro. (tso/dpa)

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