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Berlin: Kampf ums Paradies

Nahkampfausbildung für jeden Filmfest-Korrespondenten? Ist noch nicht Pflicht, hilft aber.

Nahkampfausbildung für jeden Filmfest-Korrespondenten? Ist noch nicht Pflicht, hilft aber. Zum Beispiel beim Schieben, Schubsen, Drängeln vor dem Kinoeingang. Am Sonnabendnachmitag bei "Uckermark" im Delphi oder am frühen Samstagabend vor der "Mutanten"-Schau im Cinemaxx 1, da hat sich mancher gewiss geschworen, bis zum nächsten Jahr auch körperliche Ertüchtigung in die Berlinale-Vorbereitung einzubeziehen. Und später dann wieder vor dem Podewil in der Klosterstraße, wo zur Premierenparty von Mika Kaurismäkis "Moro No Brasil" gebeten worden war. Hier hatte jeder zu beweisen, ob er von der Evolution für den Überlebenskampf an der Einlasspforte begünstigt oder benachteiligt wurde.

Einladungskarten gab es, das schon, auch zusätzliche Eintragungen auf der Gästeliste, aber mancher, der nachdrücklich Zutritt begehrte, hatte weder das eine noch das andere vorzuweisen. So klumpte es sich auf dem schmalen Treppchen zu Eingangstür in besorgniserregendem Maße. Dahinter musste wohl das Paradies liegen. Worte und Widerworte flogen hin und her, eine gewisse Härte im Tonfall war bei aller Wahrung der Form von den Torwächtern kaum zu vermeiden.

Erschwert wurde die Situation, wenn Geladene mit Ungeladenen gekommen waren, sie selbst bereits drinnen, die Begleitung aber draußen war und beide nun versuchten, einander per Handy vor dem Abtreiben im Menschengetümmel zu bewahren. Derlei Szenen kennt man sonst nur aus Katastrophenfilmen. Auch regnete es, was den Wunsch derer draußen vor der Tür, ins Trockene zu gelangen, noch beflügelte.

Drinnen war es dann ziemlich laut, die Musik, das Palavern, die Unruhe vom Eingang. Man hielt sich an den Gläsern fest und leerte sie wacker. Feierabend kann ganz schön stressig sein.

ac

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