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Berlin: Kampfhund-Debatte: Plötzlich springt der Dobermann über den Spielplatz-Zaun - Wie Kinder die Kampfhunde auf den Straßen erleben

"Ich habe Angst, die haben scharfe Zähne", sagt der 11-jährige Mohamed. Er wechselt die Straßenseite, wenn ihm ein größerer Hund entgegen kommt.

"Ich habe Angst, die haben scharfe Zähne", sagt der 11-jährige Mohamed. Er wechselt die Straßenseite, wenn ihm ein größerer Hund entgegen kommt. Der Schüler der Schöneberger Teltow-Grundschule trifft auf dem Weg nach Hause öfter auf Jugendliche, die ihre Dobermänner und Bullterrier unangeleint spazieren führen. "Die sagen mir dann zwar, dass ich keine Angst zu haben brauche, aber die habe ich trotzdem." Wie ihm geht es vielen der Kinder aus dem Kiez rund um die Feurigstraße. Seit sie von dem furchtbaren Tod des sechsjährigen Jungen aus Hamburg gehört haben, hat sich die Angst vor Kampfhunden bei ihnen verstärkt. "Wir wissen nicht mehr, was wir den Kindern sagen sollen", meint Frau Behrens vom Schulpsyschologischen Dienst. Die sonst immer empfohlenen Regeln wie: "Geh langsam und ruhig an einem Hund vorbei", oder "Lass ihn an deiner Hand schnuppern, damit er sich an deinen Geruch gewöhnt", könne man nicht auf Kampfhunde anwenden. Diese seien einfach unberechenbar.

"Wenn mir ein Kampfhund auf der Treppe entgegen kommt, drehe ich ihm immer den Rücken zu, damit er mir nicht ins Herz beißen kann" erzählt eine elfjährige Schülerin. Auf dem Schulhof, den sich die Teltow-Grundschule und die Brandenburg-Schule teilen, sind sie und ihre Mitschülerin sicher. Doch anders sieht es auf dem hinter den beiden Schulen liegenden Gelände entlang der Eberstraße aus. Dort befindet sich eine Grünanlage mit Bolz- und Spielplatz.

Auf dem Buddelplatz vergnügen sich täglich die zwei- bis sechsjährigen vom Kinderladen gegenüber mit ihren Erziehern im Sand. Immer wieder kommt es dabei nach Schilderungen der Mitarbeiter zu beängstigenden Begegnungen mit frei laufenden Hunden. Auch gestern, als der Tagesspiegel den Spielplatz besuchte: Plötzlich springt ein Dobermann über den etwa 90 Zentimeter hohen Zaun. Luisa (5) und die anderen Kinder zucken zusammen. Der Hund dreht ein paar Runden im Sand, bevor er von zwei jungen Frauen, von der eine die Besitzerin zu sein schein, zurückgerufen wird.

"Na, da war mir eben ganz schön mulmig", sagt Dieter Grimm. Der Erzieher des Kinderladens hat schon viele ähnliche Situationen erlebt. Für die Hunde sei der niedrige Zaun, der noch dazu durch Schwingtüren durchbrochen ist, kein Hindernis. Meist werfen die jugendlichen Hundehalter Bälle oder Stöcke auf den Spielplatz, nach denen die Hunde dann jagen. "Das geht oft blitzschnell und die Kinder erstarren vor Schreck", erzählt der 45-Jährige.

Ihm und seiner Kollegin bleibt dann meist nichts anderes übrig, als die Besitzer zurecht zu weisen oder sich an den Kontaktbereichsbeamten zu wenden. Dieser sei zwar hilfsbereit, aber auch nicht immer vor Ort. So kann es schon mal sein, dass die Hundehalter ihre Kampfhunde an der Plastik-Stange der Kinder-Seilbahn trainieren. Der Sitz der Seilbahn sei vor kurzen erst ausgewechselt worden, weil er so zerbissen war, berichtet der Erzieher. Auch er habe Angst vor den Hunden, aber die darf er den Kindern nicht zeigen. "Wir müssen immer so tun, als ob wir sie beschützen können, aber so richtig können wir das auch nicht."

Maria Neuendorff

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