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Berlin: Kampfhunde: Im Tierheim Lankwitz gibt es zurzeit 60 Kampfhunde - Neue Halter werden überprüft

Im Tierheim Lankwitz ist die Hölle los. Nach den jüngsten Vorfällen mit Kampfhunden klingelt unermüdlich das Telefon.

Im Tierheim Lankwitz ist die Hölle los. Nach den jüngsten Vorfällen mit Kampfhunden klingelt unermüdlich das Telefon. Nicht nur die Presse möchte Auskünfte, sondern auch einzelne Polizisten rufen an, "um Tipps zu bekommen, wie sie sich während ihrer Arbeit auf der Straße Kampfhunden gegenüber verhalten sollen". Claudia Pfister, Mitarbeiterin der Pressestelle, kann gar nicht verstehen, dass Polizisten Angst zeigten. "Es kann einfach nicht sein, dass ein Polizist Angst hat einzugreifen. Das ist seine Pflicht. Zur Not muss er eben seine Pistole gebrauchen", sagt sie.

Bei den rund 60 Kampfhunden, die sich derzeit im Tierheim Lankwitz befinden, brauchen die Mitarbeiter keine Pistole zum Eigenschutz, denn "die Tiere, die bei uns sind und vermittelt werden sollen, zeigen keine Aggressionen oder Auffälligkeiten", sagt die stellvertretende Geschäftsführerin Carola Ruff. Und diejenigen, die nach der Einlieferung Aggressionspotenzial zeigten, würden vom Amtstierarzt untersucht und dann eingeschläfert. "Sobald der Tierpfleger Auffälligkeiten wahrnimmt, muss er das melden. Aus der jahrelangen Erfahrung wissen die Pfleger aber die Hunde sehr gut einzuschätzen", erklärt sie. So seien in den Monaten Mai und Juni insgesamt 20 Kampfhunde getötet worden. Die Tiere, die sich im Heim befinden, seien größtenteils sogenannte "Fundhunde".

Diese wurden von Tierfängern, die nach herumstreunenden Hunden Ausschau halten, ins Tierheim gebracht. "Manchmal kommen auch Leute direkt zu uns, um einen Hund abzugeben. Wir können natürlich nicht nachprüfen, ob derjenige, der vorgibt, den Hund irgendwo aufgelesen zu haben, nicht in Wirklichkeit der Besitzer ist. Viele sind zu feige zuzugeben, dass sie mit einem Tier nicht mehr fertig werden", sagt die Tierschützerin. Die Vermittlung von Kampfhunden dauert nach Angaben der Tierheim-Mitarbeiter vergleichsweise lange. Das liege vor allem an den strengen Anforderungen, die die Interessenten erfüllen müssen. Wer sich beispielsweise für den 160 Mark teuren Staffordshire-Mischling "Ramses" interessiert, der mit den Eigenschaften "gutmütig" und "ängstlich" beschrieben wird, kommt um eine Überprüfung durch Mitarbeiter des Tierheims nicht herum. "Wir schauen, ob die Interessenten zuverlässig sind. Das bekommen die Pfleger meistens sehr schnell durch ihre Menschenkenntnis heraus. Außerdem achten wir darauf, dass eine Genehmigung des Vermieters ausdrücklich für Kampfhunde vorliegt".

Doch wer den Anforderungen des Tierheims nicht standhält, komme relativ leicht auf andere Art und Weise an einen Kampfhund. "Viele besorgen sich die Tiere über den eigenen Freundeskreis, wo diese gezüchtet werden. Ein Großteil der Vermieter kümmert sich auch gar nicht darum, ob jemand einen Kampfhund besitzt. Denen ist das egal", sagt Carola Ruff.

Tierheim-Chef Volker Wenk weist darauf hin, dass solche Hunde am gefährlichsten seien, die "von Amateuren kommen und nicht von Zuchtvereinen". Seiner Meinung nach helfe nur ein generelles Zucht-Verbot. "Von Generation zu Generation ist in den letzten Jahren die Beißwut der Tiere gestiegen, das muss aufhören". Nach den Hundeattacken der vergangenen Tage vermutet Carola Ruff, dass nun verstärkt Vierbeiner dieser Rassen ausgesetzt würden. Der öffentliche Druck auf die Halter ist ihrer Ansicht nach sehr groß, so dass die ausgesetzten Tiere letztlich im überfüllten Tierheim Lankwitz landeten.

Pfleger Jörn Leonhardt versucht trotz der Vielzahl der ausgesetzten Tiere, "jedem den Aufenthalt hier so angenehm wie möglich zu machen". Kampfhunde, die sich ihm gegenüber aggressiv verhielten, habe er noch nicht erlebt. "Jeder Hund hat seine eigene Art. Man muss sich nur richtig mit ihnen befassen", meint der 24-Jährige.

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