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Berlin: Kampfhunde: Streit im Senat um Kampfhundeverordnung - Zoo will Tiere nicht unterbringen

Kein Platz mehr für Kampfhunde: Die Polizeiabschnitte werden die eingefangenen Tiere nicht mehr los, weil auch die zentrale Sammelstelle voll belegt ist. Nun wird nach Räumen gesucht.

Kein Platz mehr für Kampfhunde: Die Polizeiabschnitte werden die eingefangenen Tiere nicht mehr los, weil auch die zentrale Sammelstelle voll belegt ist. Nun wird nach Räumen gesucht. Der Zoo wies bereits Innensenator Werthebachs Ansinnen zurück, Kampfhunde unterzubringen. Das gehe schon wegen seuchenhygienischer Bestimmungen nicht. Im Senat ist derweil umstritten, ob das Kampfhundeverbot von der Polizei oder den Bezirksämtern kontrolliert wird.

Im Tierheim in Lankwitz, wo derzeit 78 schwer vermittelbare Kampfhunde betreut werden, bleibt es beim Aufnahmestopp. Nachdem die Polizei am Donnerstag acht ausgesetzte Kampfhunde aufgelesen wurden, waren es gestern zwei. Weil jetzt auch die zentrale Sammelstelle der Polizei voll belegt ist, wissen die Hundefänger nicht mehr, wohin mit den Tieren. Die Folge: Die herrenlos gefundenen Kampfhunde können nicht mehr von den Polizei-Abschnitten abgeholt werden. "Wir suchen fieberhaft nach einer Lösung", heißt es im zuständigen Einwohner-Landesamt. Derzeit werde geprüft, ob man die Tiere in leerstehenden Gebäuden oder Räumen unterbringen kann.

Wie durch ein Wunder ist die Zahl der Hunde in den vergangenen Tagen sprunghaft angestiegen. Aufgeschreckt von der Kampfhundeverordnung melden viele Berliner ihre Hunde, die bisher illegal gehalten wurden, bei den Steuerbehörden an. "Unser Verdacht hat sich bestätigt, dass viele Hunde bisher nicht angemeldet wurden", sagte Wolfgang Fink vom Finanzamt Pankow-Weißensee. Dort stieg die Ausgabe von Steuermarken in den vergangenen drei Tagen um ein Drittel. Viele Halter kämen persönlich vorbei, um die Marke gleich mitzunehmen. In Reinickendorf stiegen die Anmeldezahlen sogar um rund 50 Prozent, berichtet der Vorsteher des Finanzamtes, Detlef Grabbert. Auch in Wedding steigen die Meldezahlen an, sagt Sachbearbeiterin Heidemarie Bernhardt.

Insgesamt gab es in Berlin zum Stichtag 1. Januar 2000 genau 102 555 offiziell registrierte Hunde. Die Dunkelziffer läge nicht so hoch wie oft geschätzt, hieß es bei der Oberfinanzdirektion. Bei Kontrollen seien nur sechs Prozent der Hunde ohne Marke angetroffen worden. Bisher ging man von einer Dunkelziffer um 25 Prozent aus.

SPD-Landeschef Peter Strieder hat Werthebach (CDU) aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die Vorschriften gegen Kampfhunde umgesetzt werden. Die Polizei müsse dafür allerdings besser ausgestattet werden. Hingegen will Werthebach die Polizei nur für eine Übergangszeit einsetzen, da die Bezirksämter zuständig seien. Dort hieß es, man habe nicht das Personal dafür. Nach dem Erlass, der am Dienstag im Senat beschlossen werden soll, müssen sich Besitzer von fünf Kampfhunde-Rassen, die als besonders gefährlich gelten, bei den bezirklichen Veterinärämtern melden. Die weitere Tierhaltung hängt dann von Unbedenklichkeits-Bescheinigungen für Halter und Hund ab. Gelten soll auch genereller Maulkorb- und Leinenzwang für Kampfhunde. "Wir stochern im Nebel und müssen Personalbedarf anmelden", sagte Sozialstadtrat Lorenz Postler (Friedrichshain / Kreuzberg). Für die Erfassung würden Faxgeräte und Computer gebraucht. Allerdings benötige auch die Polizei nach Ansicht der Polizeigewerkschaft 1000 zusätzliche Mitarbeiter, damit der Erlass nicht nur auf dem Papier stehen bleibt. Die Amtstierärztin von Hellersdorf und Marzahn, Gudrun Pioch, richtete eine Sondersprechstunde für Hundebesitzer ein. Über 50 Besitzer von Kampfhunden hätten sich schon gemeldet.

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