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Berlin: Kann wegfallen

VON TAG ZU TAG Werner van Bebber über die Einsamkeit des Regierenden am 1. Mai Ach, diese Bitterkeit bei den Gewerkschaftern, diese tieftrotzige Trauer, die sie dazu zwingt, von einem ihrer althergebrachten Rituale zu lassen.

VON TAG ZU TAG

Werner van Bebber über

die Einsamkeit des Regierenden am 1. Mai

Ach, diese Bitterkeit bei den Gewerkschaftern, diese tieftrotzige Trauer, die sie dazu zwingt, von einem ihrer althergebrachten Rituale zu lassen. Seit den frühesten Regungen der Arbeiterbewegung war es offenbar üblich, einmal im Jahr Pause im Kampf für die Interessen der Werktätigen zu machen und am Abend vor dem 1. Mai ein Schlückchen mit dem Regierenden zu nehmen. Ob das Ritual nach dem Zweiten Weltkrieg auch im Osten seine Anhänger hatte, ist protokollarisch nicht bewiesen. Im Westen Berlins, wo sich ja auch eine Art Sozialismus entwickelte, stießen die Gewerkschafter sogar mit Regierenden der CDU an – im VEB West-Berlin gab es keine Klassenschranken. Der arme Wowereit muss nun erleben, dass die Gewerkschafter ihm die Gunst entziehen: Sie kommen nicht, sie schmollen – wegen Wowereits „Angriff auf das gesamte Tarifsystem in Deutschland“. Die Sache hat ihr Gutes. Immerhin tun die Gewerkschafter nicht mehr so, als gäbe es zwanghafte Nähe zu bestimmten Parteien – wenn die nicht mehr parieren. Und Rituale ohne Sinn kann man lassen - wie den ganzen 1. Mai – wenn er sogar den Gewerkschaftern keine Freude mehr macht.

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