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Berlin: Kapitän mit Ku’dammblick

Es gibt Gebäude in Berlin, die wir nur von außen kennen. Wir haben an der Tür geklingelt und sind hineingegangen.

Es gibt Gebäude in Berlin, die wir nur von außen kennen. Wir haben an der Tür geklingelt und sind hineingegangen.

Ein Haus wie ein Vergnügungsdampfer. Inmitten des brausenden Verkehrs an der Lietzenburger/Ecke Joachimstaler Straße wirkt der korpulente Bau aus den Fünfzigerjahren fast ein bisschen gemütlich, ja behäbig. Gemütlich? Das passt nicht unbedingt zu den schnellen Trend-Surfern aus der Filmbranche, die nach der Wende aus München kamen und zunächst im Westen ihr Quartier bezogen. Damals saßen sie alle hier in diesem denkmalgeschützten Gebäude und warteten: Auf den Hauptstadtbeschluss, den großen Erfolg und die fiebrige Gewissheit, am Puls der Zeit zu sein. Doch irgendwann dämmerte es auch den Filmverleihern, Agenturen und Produktionsfirmen, dass sie in Charlottenburg-Wilmersdorf offensichtlich falsch waren. Und sie verließen ihre Büros hinter der mütterlich gerundeten Fassade schnell in Richtung Berlin-Mitte. Von den ganzen Medienschaffenden ist nur ein Kinoverleih geblieben, der mit seinen Mitarbeitern und großen, bunten Filmplakaten im obersten Stockwerk residiert und die Nähe zum Kurfürstendamm nicht missen will. Inzwischen sind auch die restlichen Etagen des Gebäudes wieder vermietet. Bis auf das Büro ganz oben in der Rotunde, von der man eine herrliche Aussicht über die lange, breite Straße genießt. Es ist der Blick des Kapitäns.

Wenn Sie auch ein Berliner Haus haben, das wir nur von außen kennen, schreiben Sie uns. natascha.meuser@inter.net

Natascha Meuser, Cornelia Dörries

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