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Berlin: Karriere eines Biergartens

Der Admiralspalast ist wieder offen. Ein Buch zeichnet die ungewöhnliche Geschichte des Theaters nach

Seine Wiedereröffnung war ein großes Fest. Nach neun Jahren ist der Admiralspalast wieder da. Und er soll zu dem werden, was er einst einmal war: ein Amüsiertempel, der rund um die Uhr geöffnet ist. Pünktlich zum feierlichen Anlass hat der Be.Bra-Verlag ein Buch zum Admiralspalast herausgebracht. Die Geschichte eines „Gebrauchs“theaters hat Autor Jost Lehne sein umfangreiches Werk unterschrieben und macht so klar, worum es in erster Linie in dem Buch geht – das Theater nämlich. Die anderen Vergnügungsstätten, wie etwa das Bad oder das Café, werden nur gestreift. Was aber ist ein „Gebrauchs“theater? Der etwas verschwurbelte Begriff ist eine Anlehnung an die wissenschaftlichen Termini „Gebrauchsliteratur“ und „Gebrauchsmusik“ und Lehne erklärt in seinem Nachwort, warum er diesen Terminus technicus kreiert hat. Das Buch ist die überarbeitete Fassung seiner Dissertation, die er vor zwei Jahren an der Freien Universität abgegeben hat.

So erklärt sich auch, warum er an vielen Stellen aufhört zu erzählen, wo man als Leser doch gerade da weiterlesen möchte. Zum Beispiel, wenn es um das Schicksal der Gebrüder Rotter geht, die den Admiralspalast in den 30ern führten. Da wird von kriminellen Machenschaften gesprochen und von Nazi-Schergen, die einen der Brüder in seinem Exil in Liechtenstein ermordeten. Hier bricht Lehne leider ab, weil ihn das wissenschaftlich nicht weiterführt. Abgesehen davon ist das Buch eine echte Fundgrube. Lehne hat umfassend recherchiert (auch wenn er offenbar das Jubiläums-Buch „60 Jahre Metropol-Theater“ von Otto Schneidereit übersehen hat) und belegt jede seiner Aussagen gründlich und sauber. Der Leser lernt eine Menge über die Geschichte des Palasts, noch mehr aber über die Theatergeschichte des Hauses. Im Anhang findet sich ein komplettes Verzeichnis der auf der großen Bühne aufgeführten Stücke, es wird über die Hintergründe der Inszenierung und die wirtschaftlichen Grundlagen des Theaterbetriebs berichtet. Wir erfahren aber auch, warum das Haus eigentlich so heißt. Vorläufer war das „Admiralsgartenbad“ und dessen Vorläufer wiederum ein Biergarten. Deren Betreiberin, Bettina Techow, schrieb in einem Brief an das königliche Polizeipräsidium 1860, sie wolle den vaterländischen Namen „Zum Admirals-Garten“ verwenden. Vermutlich, so Lehne, um die Nähe zum Schiffbauerdamm zu betonen, an dem viele Angehörige der Marine, aber auch Offiziere wohnten.

Mit seiner gründlichen Betrachtung des Theaters im Admiralspalast, so Lehne in seinem Nachwort, schließe er eine Lücke in der bestehenden Literatur. Für ein weiteres Buch über die gesamte Geschichte des Hauses ist aber noch reichlich Stoff da.

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