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Berlin: Karstadt will vier Häuser verkaufen

Konzern plant aber nicht, Berliner Niederlassungen zu schließen. Verdi: 1000 Arbeitsplätze sind gefährdet

Vier Kaufhäuser des Karstadt-Konzerns stehen in Berlin jetzt zum Verkauf. Von den Karstadt-Häusern in Tegel, in Moabit und in Schöneberg will sich der Konzern in den nächsten drei Jahren trennen, da sie nach dem Unternehmenskonzept zu klein sind. Auch das Hertie-Kaufhaus in Neukölln steht als Verlustbringer zur Disposition. Verkauft werden sollen auch die zwei Sinn Leffers-Niederlassungen in Charlottenburg und die sechs Berliner Runners-Point-Sportgeschäfte, die ebenfalls zum Konzern gehören. Nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sind rund 1000 der 8000 Karstadt-Mitarbeiter in Berlin von den Umstrukturierungen betroffen. (Seite 19)

Zudem hält Verdi es nicht für ausgeschlossen, dass die Häuser schließen werden, wenn sich kein Käufer findet. Man müsse davon ausgehen, dass auch in den anderen Kaufhäusern im Zuge der Sanierung Personal abgebaut wird. Die Beschäftigten seien gestern verunsichert und bedrückt gewesen, sagt der Betriebsratsvorsitzende von Karstadt-Turmstraße, Mario Ratajczak. Die Mitarbeiter werden wie in allen anderen Häusern erst heute auf einer Betriebsversammlung informiert.

Der Essener Karstadt-Sprecher Elmar Kratz sagte, man wolle die Kaufhäuser mit einer Verkaufsfläche unter 8000 Quadratmeter zunächst in einer Gesellschaft ausgliedern und sie dann möglichst im Paket veräußern. Sei dies nicht möglich, werde man auch einzeln verkaufen. Zu der Zahl der Stellen, die abgebaut werden müssten, wollte Kratz keine Angaben machen. Es sei aber klar, dass es bundesweit „nicht ohne betriebsbedingte Kündigungen gehen“ wird.

Schon seit Jahren wird das Karstadt-Haus an der Turmstraße als potenzieller Schließungskandidat genannt, ebenso wie die Filiale in der Hauptstraße. Das Haus in Tegel gilt zwar als rentabel, passt aber auf Grund seiner geringen Verkaufsfläche nicht ins Konzernkonzept. Das Neuköllner Hertie-Haus hat einen jahrelangen Niedergang hinter sich. In den achtziger Jahren hatte es nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden Horst Voigt noch 1200 Mitarbeiter. Heute sind es 140 Beschäftigte; ein qualitativ hochwertiges Sortiment führt es nicht mehr.

In Berlin hat Karstadt in den letzten Jahren vor allem in seine beiden größten Häuser investiert. Karstadt am Hermannplatz, das am vergangenen Sonnabend 75. Geburtstag feierte, wurde für rund 100 Millionen Euro umgebaut. Auch das Flaggschiff KaDeWe wird aufwändig umgestaltet. Der Umbau soll zum 100. Jubiläum im Jahr 2007 abgeschlossen sein.

Für den Berliner Einzelhandeslverband sind die Probleme von Karstadt nicht losgelöst von der allgemeinen Situation zu betrachten. „Ich hoffe sehr, dass es für die betroffenen Häuser in Berlin brauchbare Folgekonzepte gibt“, sagte Verbandshauptgeschäftsführer Nils Busch-Petersen. Auch in Gegenden wie der Hauptstraße oder der Turmstraße habe ein Kaufhaus eine Magnetfunktion für den dortigen Einzelhandel.

Wegen der Betriebsversammlungen öffnen die meisten Karstadt-Kaufhäuser heute erst später. Das KaDeWe rechnet mit einem verspäteten Beginn um 12 Uhr.

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