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Berlin: Kasse machen mit der Mark

Ein Knistern in der Jackentasche, ein Klimpern auf dem Fußboden – früher löste ein unverhoffter Geldfund pure Freude aus. Heute, ein halbes Jahr nach der Euro-Umstellung, lässt er den Finder hadern.

Ein Knistern in der Jackentasche, ein Klimpern auf dem Fußboden – früher löste ein unverhoffter Geldfund pure Freude aus. Heute, ein halbes Jahr nach der Euro-Umstellung, lässt er den Finder hadern. Die Münzen wegwerfen oder sammeln? Mit dem Fünfzig-Mark-Schein nach Mitte zur Landeszentralbank fahren oder den Fund vergessen?

Ein Geschäftsmann aus dem Brandenburger Havelland hat sich der Euro-Umgestellten erbarmt und wirbt damit, weiterhin D-Mark anzunehmen. Die gesammelten Markbeträge bringt der Kaufmann dann selbst zum Umtausch in die Landeszentralbank-Filiale in Potsdam. Seitdem habe sich sein Umsatz verdreifacht, sagt der Brandenburger Unternehmer – und trifft damit in Berlin auf gelangweiltes Schulterzucken. „Viele Geschäfte in der Stadt nehmen seit jeher als Serviceleistung noch die D-Mark an“, sagt Nils Busch-Petersen, Geschäftsführer des Berliner Einzelhandelsverbandes.

Das Angebot steht, nur an der Nachfrage mangelt es offenbar. „Sie ist verschwindend gering“, heißt es im Europa-Center. „Das sind die absoluten Einzelfälle, die noch mit Mark zahlen wollen“, sagt Detlef Steffens, Geschäftsführer im Kaufhof am Alexanderplatz. Für die Nachzügler habe man in seinem Kaufhaus extra eine D-Mark-Sammelkasse eingerichtet, doch auch die Einkaufstouristen aus den östlichen Regionen hatten sich rechtzeitig umgestellt. Trotzdem gilt bis auf weiteres im Kaufhof: „Wir akzeptieren die D-Mark.“

Ähnliche Töne sind aus der City-West zu hören, fühlt man sich auch hier dem Service am Kunden verpflichtet. Im Kadewe wird dem Käufer die D-Mark zwar nicht freudestrahlend aus den Händen gerissen, aber: „Wir werden die Kunden mit der D-Mark nicht wegschicken“, sagt Kadewe-Sprecherin Dagmar Flade.

Wer sich mit den alten Beständen auf den Weg macht, sollte sicherheitshalber Ladenketten und Filialisten meiden: Häufig haben die Mitarbeiter wegen der vernetzten Abrechnungssysteme die Anweisung, alte Münzen und Scheine abzulehnen. Bei den Einzelhändlern lohnt sich das Fragen aber allemal. „Natürlich akzeptieren wir die D-Mark“, heißt es beispielsweise beim Juwelier Rothholz in der Schönhauser Allee. Das Recht, die alte Währung abzulehnen, liegt beim Händler – doch eben nicht jeder nutzt es. „Das entscheidet bei uns jeder Shop für sich“, lautet die Auskunft in den Arkaden am Potsdamer Platz. Vielleicht scheuen manche Geschäftsleute die Warteschlangen beim Umtausch in der Landeszentralbank. In der Kurstraße 40 reißt die Schlange der D-Mark-Kunden nicht ab. „Mit einer halben Stunde Wartezeit muss man schon rechnen.“ Katja Füchsel

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