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Berlin: Kassen wollen nur ein Uni-Klinikum Versicherer: Benjamin Franklin völlig schließen und Virchow zum Kiezkrankenhaus machen

Das Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF) gerät immer stärker unter Existenzdruck. Derzeit prüft eine Kommission, ob der Senat das Krankenhaus der Freien Universität zu einem Regionalkrankenhaus abstufen kann, um jährlich 98 Millionen Euro Zuschüsse zu sparen.

Das Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF) gerät immer stärker unter Existenzdruck. Derzeit prüft eine Kommission, ob der Senat das Krankenhaus der Freien Universität zu einem Regionalkrankenhaus abstufen kann, um jährlich 98 Millionen Euro Zuschüsse zu sparen. Die Krankenkassen gehen nun noch einen Schritt weiter. Sie fordern die vollständige Schließung des Benjamin Franklin. Die Versorgung in diesem Gebiet könnten andere Krankenhäuser übernehmen, zum Beispiel das Auguste-Viktoria- oder das Behring-Krankenhaus. „Wir haben im Berliner Südwesten die höchste Dichte an Krankenhausbetten", sagte der Berliner AOK-Chef Rolf D. Müller dem Tagesspiegel.

Zwar sei man in Berlin nach dem massiven Bettenabbau der Vergangenheit etwa auf Bundesdurchschnitt, heißt es bei Kassenvertretern. Trotzdem seien die Krankenhauskosten in der Hauptstadt nach wie vor überdurchschnittlich. Denn in Berlin gebe es zu viel Hochleistungsmedizin. „Nur 24 Prozent der Betten dienen der Grundversorgung, 74 Prozent sind Hochleistungsmedizin", sagt Axel Wald, Vorstandsvorsitzender der ostdeutschen Betriebskrankenkassen. „In Berlin steht die Pyramide auf dem Kopf."

Die Krankenversicherer beklagen eine absurde Situation: Während an den normalen Berliner Krankenhäusern 51 Prozent so genannter Bagatellfälle behandelt werden - das sind zum Beispiel einfache Operationen mit kurzen Liegezeiten oder ambulante Behandlungen - liege dieser Anteil bei den Universitätskliniken bei bis zu 58 Prozent. Das heißt, in den superteuren Betten der Hochleistungsmedzin liegen Patienten mit Erkrankungen, die an anderen Kliniken viel billiger behandelt werden könnten. So kostet ein Fall an einem normalen Krankenhaus im Schnitt zwischen 3300 und 3900 Euro, bei den Unikliniken dagegen bis zu 5200 Euro.

Allerdings übernehmen die Universitätskliniken Teile der Grundversorgung der Bevölkerung, im Weddinger Virchow-Krankenhaus, das zur Charité gehört, zum Beispiel. „Das ist nicht überraschend, weil bislang dort die Kiezversorgung durchgeführt wurde", sagt AOK-Vorstand Müller. Auch der Status des Virchow-Krankenhauses ist nicht gesichert. „Ein Uniklinikum reicht für Berlin völlig aus, und zwar ein Klinikum an einem Standort", sagt Müller mit Blick auf das Benjamin Franklin in Steglitz und die Charité, die in Mitte und mit dem Virchow im Wedding zwei Standorte hat.

Am Benjamin Franklin hält man diese Überlegungen für abwegig. „Wir werden zwar Federn lassen müssen“, sagt UKBF-Verwaltungsdirektor Peter Zschernack. „Aber wir werden als Uniklinikum erhalten bleiben.“ Die Kassen hätten auf die Anzahl der Unibetten keinen Einfluss. „Das entscheidet der Wissenschaftsrat.“ Und sollte die Kommission Mitte August doch wider Erwarten eine Schließung des UKBF empfehlen, dann werde man dagegen klagen. „Das kann Jahre dauern.“ Ingo Bach

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