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Berlin: Katastrophenschützer sind alarmiert

Auswertung von Einsätzen offenbart viele Mängel. Experten tagten in Berlin

Genau ein Jahr nach dem Großfeuer auf einer Recycling-Deponie im brandenburgischen Bernau hat die Berliner Feuerwehr gestern ein düsteres Fazit des Einsatzes der Feuerwehren beider Länder gezogen. Auf dem Katastrophenschutz-Forum des Landesamtes für Arbeitsschutz beklagte Torsten Gräser von der Feuerwehr vor allem die mangelhafte Kommunikation mit den Brandenburger Einsatzkräften. „Erst nach viel Probieren haben wir einen Funkkanal gefunden“, sagte der Brandoberrat. Dieser Funkkanal ließ sich jedoch nur auf wenigen der eingesetzten Funkgeräte einschalten. Abhilfe sei auch heute nicht in Sicht. Mangelhaft sei auch gewesen, dass Berlin keinen Verbindungsbeamten in der Brandenburger Einsatzleitung hatte.

Große Probleme habe es auch durch den massiven Schabenbefall auf der Kippe gegeben. Wie berichtet, waren bei dem Brand am 9. November vergangenen Jahres 200 000 Tonnen Müll und Plastik in Brand geraten, Millionen Kakerlaken waren vor dem Feuer geflüchtet, hinein in die Häuser der Nachbarschaft und die Fahrzeuge der Feuerwehr. Bis das Problem erkannt war, war das Ungeziefer bereits in viele Berliner Feuerwachen eingeschleppt worden. 40 Dienstgebäude mussten von Kammerjägern inspiziert und gesäubert werden, sagte Gräser. Der Einsatzleiter aus der Direktion Nord bemängelte auch, dass es keine Fachberatung durch Experten der Gesundheitsverwaltung gegeben habe. Zudem habe es an simplen Materialien wie Klebeband zum Abdichten der Uniform oder Desinfektionsmitteln gefehlt.

Erst drei Tage nach Ausbruch des Brandes war es damals hunderten Feuerwehrleuten gelungen, die giftige Qualmwolke mit Schaum abzudecken. Bis das Feuer aus war, vergingen weitere Tage. Die Rauchwolke war damals auch über Berlin gezogen. Diese sei weitaus schädlicher gewesen, als bei dem Großfeuer auf einer Reifendeponie in Köpenick, sagte Lars Haase von der Kriminaltechnik der Berliner Polizei.

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