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Berlin: „Kaufe niemals über 2000 D-Mark!“ Auktionsbesucher ohne Angst vor Fälschungen

Flüsternd unterhalten sich die beiden Männer mit den eleganten Schals über das, was sie an der Wand sehen: Kunstwerke, die hier für sechsstellige Summen verkauft werden sollen. Es sind vor allem Kenner, die sich an diesem trüben Freitag in die Villa Grisebach begeben haben, um in Ruhe die Gemälde zu studieren.

Flüsternd unterhalten sich die beiden Männer mit den eleganten Schals über das, was sie an der Wand sehen: Kunstwerke, die hier für sechsstellige Summen verkauft werden sollen. Es sind vor allem Kenner, die sich an diesem trüben Freitag in die Villa Grisebach begeben haben, um in Ruhe die Gemälde zu studieren. Sie flüstern über die Qualität der Kunst, über den „Genussausflug für’s Auge“, wie es ein Besucher beschreibt. Nicht etwa über den Tod des Schöneberger Kunstlehrers und Auktionators Detlef Gosselck. Am Mittwoch hatte die Polizei bekannt gegeben, dass Gosselck jahrelang Bilder gefälscht und versteigert hatte. Nachdem er das gestanden hatte, wurde Gosselck tot aufgefunden, offenbar hat er sich das Leben genommen.

Von dem Drama ist in der Charlottenburger Fasanenstraße am Freitag wenig zu spüren. Hier werden regelmäßig ausgewählte Kunstwerke versteigert. Insbesondere die Herbstauktionen sind beliebt, nicht nur bei Berlinern. Auch viele auswärtige Kunstinteressierte kamen am Freitagmittag. Die Herbstauktionstage der Villa Grisebach beginnen am Mittwoch nächster Woche, bis Samstag können Interessierte dann hier Kunstwerke ersteigern. Von Misstrauen ist nichts zu spüren. „Für die Villa Grisebach lege ich meine Hand ins Feuer“, sagt ein Sammler und schiebt seine Halbbrille zurecht. „Die Experten der Villa haben gut hingeguckt, sie haben die Fälschungen ja mit aufgedeckt.“ Ein anderer teilt diese Meinung: „Es gibt immer ein Risiko, dass man auf eine Fälschung stößt. Man muss sich darauf verlassen, dass man Glück hat. Bei großen Summen biete ich sowieso nicht mit.“ Kaufe dir nichts über 2000 D-Mark, hat ein Freund ihm vor vielen Jahren einmal geraten, erzählt er und grinst. „Denn darüber lohnt es sich, zu fälschen.“ Nadine El-Ishmawi

Mehr zur Herbstauktion in der Villa Grisebach lesen Sie in der Kultur, Seite 28.

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