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Berlin: Kaufhof sperrt auf und sammelt Spenden für türkische Erdbebenopfer - Gewerkschaft spricht von "perverser Logik"

Unter dem Motto "Berlin hilft" findet am Wochenende auf dem Alexanderplatz eine Benefiz-Veranstaltung für die Erdbebenopfer in der Türkei statt, die unter der Regie des Kaufhofes steht. Gleichzeitig will das Kaufhaus am Alexanderplatz am Sonnabend seine Öffnungszeit bis 18 Uhr ausdehnen und am Sonntag von 12 bis 17 Uhr öffnen.

Unter dem Motto "Berlin hilft" findet am Wochenende auf dem Alexanderplatz eine Benefiz-Veranstaltung für die Erdbebenopfer in der Türkei statt, die unter der Regie des Kaufhofes steht. Gleichzeitig will das Kaufhaus am Alexanderplatz am Sonnabend seine Öffnungszeit bis 18 Uhr ausdehnen und am Sonntag von 12 bis 17 Uhr öffnen. Darüber hinaus kündigte Geschäftsführer Günter Biere an, dass der Kaufhof eine Grundspende von 250 000 Mark auf das extra eingerichtete Spendenkonto des Arbeiter-Samariter-Bundes (Kennwort "Berlin hilft", Konto-Nr. 637777-106, Postbank Berlin, BLZ 100 100 10,) überweisen werde. Gewerkschaften haben die Verquickung von Ladenöffnung und Benefizveranstaltung indes kritisiert.

Der Berliner Entertainer Wolfgang Lippert moderiert zum Auftakt der Veranstaltung, die am Sonnabend um 16 Uhr beginnt; daran schließt sich ein Programm für Kinder und Jugendliche an. Als Höhepunkt des Abends ist Helen Schneider angekündigt. Am Sonntag geht es um 11 Uhr mit dem Schauorchester Ungelenk weiter. Außerdem sind auch das Swing Dance Orchestra und die Big Band des Filmorchesters Babelsberg zu hören. Während der Veranstaltung werden Spenden gesammelt. Man kann an diesen Tagen auch über Telefon (Nummer 2474-3444) oder Fax (2474-3123) spenden. Die Gelder sollen einem Projekt des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) zugute kommen, es sollen Fertighäuser in der 200 Kilometer östlich von Istanbul gelegenen Stadt Gölyaka finanziert werden.

Gerhard Kämpfe, dessen Firma First Music Production die Veranstaltung organisiert, sagte, man solle die wirtschaftspolitischen Aspekte um den Ladenschluss außer Acht lassen. Im Vordergrund stehe, dass den Menschen in der Türkei geholfen werde. Wer dies für politische Auseinandersetzungen nutze, sei "zynisch und dumm". Das Fest sei ohnehin geplant gewesen. Ein kommerzielles Interesse wies auch Claus C. Ernst von der Verkaufsleitung Ost des Kaufhofs zurück: "Lassen Sie uns den Ladenschluss vergessen." Peter Müller vom ASB sagte, ihm sei egal, ob irgendjemand sein Süppchen kocht: "Wichtig ist, dass die Häuser im Winter stehen." Laut Geschäftsführer Günter Biere liegt für die Sonderöffnungen am Wochenende eine Genehmigung des zuständigen Amtes für Arbeitsschutz vor. Dessen Sprecher Robert Rath wollte sich dazu gestern allerdings nicht äußern. Es gebe keinen "verkündigungsfähigen Zustand". Roland Tremper von der DAG hält die Verquickung von Sonntagsöffnung und Benefiz-Veranstaltung für "nicht unproblematisch". Drastischer drückte sich HBV-Chef Manfred Birkhahn aus: "Es ist ihnen um nichts zu schade, um einen weiteren Stein aus dem Ladenschlussgesetz zu brechen." Es sei eine "perverse Logik", eine an sich begrüßenswerte Benefizveranstaltung zu veranstalten, um das Geschäft zu öffnen.

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