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Berlin: Kaum Essen, keine Heizung: Neunjähriger misshandelt Junge wurde von Eltern in Kammer gesperrt. Klassenkameradin gab Tipp zu seiner Rettung

Der Junge lebte in einer ungeheizten, kalten Kammer, die von außen verschlossen war. Das Fenster ließ sich nicht öffnen, der Lichtschalter war für den Neunjährigen nicht zu erreichen.

Der Junge lebte in einer ungeheizten, kalten Kammer, die von außen verschlossen war. Das Fenster ließ sich nicht öffnen, der Lichtschalter war für den Neunjährigen nicht zu erreichen.

Bekannt wurde dieser neue Fall von Kindesmisshandlung, den die Polizei gestern Abend aus dem Pankower Ortsteil Buch meldete, durch eine Klassenkameradin, die ihrem Vater erzählte, dass der Junge geschlagen und eingesperrt werde und zu wenig zu Essen bekomme. Der Vater meldete die Beobachtungen an die vor einem Jahr eingerichtete Notfallnummer der Kriminalpolizei – und wenig später holte das Jugendamt den Jungen und nahm ihn in Obhut beim Kindernotdienst. Es folgte eine Durchsuchung im Doppelhäuschen in der Bucher Laubenkolonie, wo die insgesamt zehnköpfige Familie des Jungen wohnt. Die 36-jährige Mutter und ihr 41 Jahre alter Lebensgefährte wurden nach einer Vernehmung auf freien Fuß gesetzt. Die Vorwürfe reichten nicht für einen Haftbefehl, hieß es bei der Kripo. Nach Angaben des zuständigen Dezernatsleiters Michael Havemann hat die Polizei bereits vor zwei Jahren gegen das Paar wegen Kindesvernachlässigung ermittelt. Ob es deswegen auch vor Gericht stand, konnte Havemann gestern Abend nicht sagen.

Die Frau soll mit ihrem Freund und insgesamt acht Kindern, die teilweise älter und teilweise jünger als der Neunjährige sind, zusammen leben. Die Kinder sollen von drei Männern stammen. Nach Polizeiangaben ist der Neunjährige das einzige Kind, das misshandelt wurde. Einen Grund dafür hätten die Eltern nicht genannt. „Es passiert immer wieder, dass sich Misshandlung oder Vernachlässigung auf ein einziges Kind konzentriert“, sagte Kriminaloberrat Havemann. Der Junge sei sofort weggeschlossen worden, wenn er aus der Schule nach Hause kam, aus „nichtigem Anlass“ sei er geschlagen worden. Die anderen sieben Kinder hätten ein normales Kinderzimmer und genug zu essen bekommen, hieß es. Ansonsten habe die Familie unauffällig gelebt.

Nach Polizeiangaben standen die Schule und das Jugendamt Pankow seit längerem wegen des Neunjährigen in Kontakt. Als die Beamten gestern in der Grundschule erschienen, hörten sie von Lehrern und Schulleiter, dass die Angaben des kleinen Mädchens richtig seien. Genauere Angaben zu der Familie gab es gestern nicht. Der Leiter des Jugendamtes Pankow, Siegfried Tümmler, sagte, dass er den Einzelfall nicht kenne. „Wir haben tausend solche Fälle“, sagte er.

Zuletzt waren Anfang Januar zwei vier und sechs Jahre alte Jungen im brandenburgischen Blankenfelde aus einem ebenfalls ungeheizten Verschlag befreit worden, in dem sie ohne regelmäßige Nahrung dahinvegetierten.

Die Notfallnummer der Polizei für anonyme Hinweise auf mögliche Kindesmisshandlungen ist 4664-912 555

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