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Berlin: Kein Geld für Fässer ohne Boden

Ein Spitzenbeamter kritisiert die Kulturpolitik in Berlin

Was sind die kulturellen Aufgaben des Landes Berlin? Was sind die Aufgaben des Bundes? Darüber gibt es bisher keine tragfähige Verständigung. Die Berliner Kulturadministration weicht dem nach wie vor aus, orientiert sich am Status quo und sucht das Heil in der Bildung von städtischen Kulturkombinaten (Opernstiftung, Museumsstiftung). Das kulturelle Engagement des Bundes ist keine Hilfe zur Sanierung des Landeshaushalts, sondern muss auch ohne die gegenwärtige Haushaltsnotlage Bestand haben können. In Fässer ohne Boden, wie die Dauerbaustelle der „Topographie des Terrors“ oder den schlampig vereinbarten und unzureichend überwachten Neubau der Akademie der Künste wird zu Recht keine Bundesregierung mehr investieren…

Gelegentlich wird gefordert, die anderen Länder sollten sich verstärkt auch kulturell in der Bundeshauptstadt engagieren, zum Beispiel bei nationalen Gedenkstätten und (Musik-)Theatern. Das ist derzeit eine wenig realistische Perspektive, nicht zuletzt angesichts der finanzpolitischen Fehlleistungen Berlins in den letzten Jahren und aus Gründen des kulturellen Wettbewerbs der Länder untereinander. Wenn die anderen Länder ihr Engagement in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz beibehalten, dann ist das schon viel…

Verstärkt werden muss die Berlin-Brandenburger Kulturzusammenarbeit. Das funktioniert bislang allein in der gemeinsamen Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, bei den Akademien der Künste und Wissenschaften und beim Bibliotheksverbund. Die Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen und die Ausbildung an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin könnten zusammengeführt werden. Hier und in anderen Fällen muss angesichts der Finanzlage beider Länder verstärkt der beiderseitige Vorteil herausgearbeitet werden…

Aufschlussreich und symptomatisch ist die Begründung des Kultursenators in seinem jüngsten Opernkonzept. Es ermögliche etwas, was sich bisher „auf freiwilliger Basis nicht habe umsetzen lassen“. Das ist eine Bankrotterklärung der Kulturadministration und ihrer politischen Führung. Sie war und ist nicht in der Lage, nötige wirtschaftliche Konsequenzen in den ihr unterstellten Einrichtungen durchzusetzen. Stattdessen werden der einen Oper die erwirtschafteten Rücklagen gestrichen, während bei der anderen – trotz seit Jahren bekannter Defizite – nicht wirksam durchgegriffen wird. Berlin sollte sich auf die Deutsche Oper und die Komische Oper als großes und kleineres städtisches Musiktheater beschränken. Die Staatsoper/Staatskapelle ist keine Landesaufgabe und sollte in eine bundesrechtliche Stiftung unter Beschränkung des Berliner Finanzierungsanteils überführt werden. Für den Fall, dass sich der Bund in Sachen Staatsoper nicht bewegt, sollte Berlin keinesfalls auf eine Fusion von Deutscher Oper und Staatsoper setzen.

Karl-Heinz Hage

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