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Berlin: Kein Geld mehr für den Bahntunnel in Lichtenrade

Senat will Geld in Flughafen-Anbindung stecken Opposition: Andere Projekte werden vernachlässigt

Aus der Traum. Das Geld, das der Senat für einen Tunnelbau der Bahn in Lichtenrade gebunkert hat, will das Land nun für die Anbindung des geplanten Flughafens Berlin-Brandenburg International (BBI) in Schönefeld stecken – auf Brandenburger Gebiet. Damit gibt es kaum noch eine Chance, beim Wiederaufbau der Dresdner Bahn in Lichtenrade einen Tunnel zu bauen, der die Anwohner vor dem Lärm der Züge schützen und der verhindern sollte, dass der Ortsteil durch die Bahntrasse geteilt wird.

Jahrelang hatte der Senat die Anwohner beim Tunnelwunsch unterstützt und Geld, das für Bahnprojekte vorgesehen war, woanders nicht ausgegeben. Insgesamt kamen so rund 43,5 Millionen Euro zusammen. Da die Bahn den Schritt in die Tiefe aber weiter ablehnt, lenkte der Senat vor Monaten ein und setzte die ebenerdige Planung der Bahn fort. Ein Tunnelbau könnte dann nur noch nach einer Klage vor Gericht durchgesetzt werden, was aber völlig ungewiss ist.

Das Geld soll jetzt in den Bau der Verbindungskurve vom Berliner Außenring zum BBI-Flughafen fließen. Einschließlich des Bahnhofs unter dem Terminal soll der Bau 496 Millionen Euro kosten. Berlin und Brandenburg haben sich verpflichtet, davon je 30 Millionen Euro aufzubringen; 436 Millionen Euro übernimmt der Bund.

Die verkehrspolitischen Sprecherinnen der Grünen und der PDS, Claudia Hämmerling und Jutta Matuschek, werfen dem Senat vor, andere Projekte vernachlässigt zu haben, weil er das Bundesgeld erst auf den Tunnelbau und nun auf den Flughafenanschluss konzentriere.

Seit Jahren geplant, aber immer noch auf die lange Bank verschoben sind unzählige Projekte. Am 1993 wiedereröffneten Südring der S-Bahn fehlen an den Stationen Hohenzollerndamm und Messe Nord zweite Zugänge, die bereits zum Wiederaufbau vorgesehen waren. Am Bahnhof Messe Nord müssen Besucher des Messegeländes und des ICC deshalb erst die Treppen zur Neuen Kantstraße hochsteigen, dann wieder in die unterirdische Verteilerebene unter der Kreuzung am Messedamm abtauchen, um dann erneut auf der anderen Straßenseite an die Oberfläche zu gelangen. Ein zweiter Ausgang südlich der Ostpreußenbrücke würde den Weg erleichtern und verkürzen.

Mit dem gebunkerten Geld sollten unter anderem ursprünglich auch die S-Bahnhöfe Kolonnenstraße in Schöneberg und Buch Süd gebaut werden. An der Kolonnenstraße wird aber nur fast Jahr für Jahr ein neuer Termin für den Baubeginn verkündet, Buch Süd ist inzwischen ganz aus der Planung gefallen.

Geldmangel hat auch verhindert, bei Brückenneubauten für die Bahn den Straßenquerschnitt zu verbreitern. So gebe es zum Beispiel am Prellerweg in Schöneberg sowie an den Brücken vor den Bahnhöfen Blankenburg, Karow und Karlshorst auch in Zukunft keine geschützten Radwege, bemängelt Hämmerling.

Der Senat hat aber dafür immerhin einen neuen Plan, wo er in Zukunft zusammen mit der Bahn die Zuwendungen aus der Bundeskasse nach dem so genannten Bundesschienenwegeausbau-Gesetz ausgeben will – für die Fern- und Regionalbahnverbindung vom Bahnhof Lichtenberg über das Ostkreuz zur Stadtbahn. Gebaut werden kann aber erst, wenn das Ostkreuz saniert wird. Und diese Arbeiten werden ebenfalls seit Jahren nur von einem Termin zum anderen verschoben.

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