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Berlin: Kein Lift im Bahnhof Otisstraße

Berliner Aufzugsfirma zahlt für Umbenennung der Station Seidelstraße auf der U 6 – doch die Fahrgäste müssen Treppen steigen

Die BVG ändert am 6. Januar ihren Fahrplan und verpasst dem U-Bahnhof Seidelstraße an der Linie 6 einen neuen Namen: „Otisstraße“. Zwar liegt die Otisstraße näher am Bahnhof als der bisherige Namensgeber Seidelstraße, doch die Änderung geht auf einen Wunsch der Aufzugsfirma Otis zurück, die damit nun werben kann. Sie übernimmt die Kosten für die Umbenennung. Jahrelang hatte sich das Unternehmen für „seinen“ Namen eingesetzt.

Wer „Otisstraße“ aussteigt, findet allerdings kein Produkt aus dem Unternehmen vor. Der Bahnhof hat nämlich keinen Aufzug, auch eine Fahrtreppe fehlt. Der Verkehrsexperte der Grünen, Michael Cramer, der seit Jahren den Bau von Aufzügen auf U- und S-Bahnhöfen fordert, hofft nun, dass Otis „seinem“ U-Bahnhof einen Aufzug spendiert. Ohne sei die Umbenennung „ein Witz“.

In der Vergangenheit gab es sogar einmal Überlegungen, dass Firmen den Namen von Bahnhöfen „kaufen“ können. Sie wurden aber nicht weiter verfolgt. So sind Bezeichnungen nach Firmen unter den 170 U-Bahnhöfen selten. Borsig hatte es mit der Station Borsigwerke an der U 6 geschafft, und auch Siemens ist mit dem Bahnhof Siemensdamm an der U 7 vertreten. Beim Namen Borsigwerke ist es auch geblieben, obwohl von dem Unternehmen in Berlin so gut wie nichts übrig geblieben ist. Siemens war auch Namensgeber bei der S-Bahn. Der Konzern hatte in den 20er Jahren die Strecke nach Gartenfeld bauen lassen – mit den Bahnhöfen Wernerwerk und Siemensstadt. Die „Siemensbahn“ ist seit 1980 stillgelegt; Wiederaufbaupläne gibt es nicht. Auf Kosten der Messe Berlin waren im Sommer die S-Bahnhöfe Eichkamp in Messe-Süd und Witzleben in Messe-Nord umbenannt worden.

Wo es keinen Finanzier gibt, bleibt es dagegen auch bei falschen Bezeichnungen. So gibt es bei der BVG weiter die nach der Stadt Cottbus benannten Bahnhöfe Kottbusser Tor und Cottbusser Platz, obwohl die Cottbuser Anfang der 90er Jahre ihre Schreibweise festgelegt haben. Drei Fehler in zwei Namen gibt es wohl nur einmal.

Wer sich über die Änderungen im neuen Fahrplan informieren will, muss sich gedulden. Die aktuellen Fahrplanbücher sind noch nicht ausgeliefert. Hier habe es Verzögerungen gegeben, weil man bis zuletzt versucht habe, einen einheitlichen Termin für den Wechsel zu finden, teilte der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) mit. Geplant war er für den 6. Januar.

An diesem Tag wollte die S-Bahn den Abschnitt zwischen den Bahnhöfen Charlottenburg und Zoologischer Garten für fast ein Jahr sperren, was zu umfangreichen Änderungen im Fahrplan führt. Die Sperrung wurde jedoch auf den 24. Februar verschoben. Die BVG hielt jedoch am 6. Januar fest. So gibt es jetzt kurz hintereinander zwei Fahrplanwechsel und zunächst kaum Informationen dazu.

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