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Berlin: Kein Platz für psychisch kranke Täter Immer mehr Patienten

im Maßregelvollzug

Im Krankenhaus des Maßregelvollzugs auf dem Gelände der ehemaligen BonhoefferNervenklinik in Wittenau herrscht bedrängende Enge. Trotz kürzlicher Erweiterung ist die für 360 Patienten ausgelegte, geschlossene Einrichtung für psychisch kranke Straftäter mit 420 Insassen überbelegt. Mit steigender Tendenz, erfuhren die Mitglieder des Reinickendorfer Gesundheitsausschusses gestern bei einer Besichtigung.

„Wir sind die größte Einrichtung in Deutschland“, sagte der Ärztliche Leiter, Rolf Bayerl. Während die Gerichte immer mehr Straftäter einweisen, wird deren Entlassung durch Gesetzesänderungen seit 1998 erschwert. So liegt die Zahl der Zugänge jährlich um 25 Prozent über den Abgängen. Auch das als Überlaufventil für leichtere Fälle konzipierte, im vergangenen Jahr übernommene Haus 1 mit 60 Plätzen ist inzwischen mit 73 Insassen überfüllt. Aufenthaltsräume mussten zu Zweibettzimmern umfunktioniert werden. Bald müssen dort drei Personen untergebracht werden.

Keine Entlastung bringt die geplante Abgabe von 85 drogenabhängigen Verurteilten zum zweiten Maßregelvollzug in Buch. Dafür kommt von dort die gleiche Zahl an psychisch kranken Straftätern nach Wittenau. Wegen der umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen kann der Standort nicht ausgebaut werden. Weil für den Bau eines dritten Standortes das Geld fehlt, sieht Bayerl die einzige Lösung in verstärkten ambulanten Angeboten für leichtere Fälle „auch in Brandenburg und nicht nur in Berlin“.

Der CDU-Bezirksverordnete Hans-Peter Marten forderte von der EU, Mindest-Quadratmeterzahlen für die Unterbringung psychisch kranker Straftäter festzulegen. Nur so ließe sich der permanente Zuwachs der Insassen in Wittenau begrenzen, der auch die Anwohner beunruhige. du-

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