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Berlin: Kein Platz, zu wenig Lehrer

Grundschulen haben Probleme mit Ganztagsbetrieb: Hort-Räume fehlen, Stellen bleiben unbesetzt

Vor einem Jahr wurden die Horte an die Schulen verlagert, aber die Umstellungsprobleme sind längst nicht behoben. Noch immer gibt es Schulen, die über Raummangel klagen. Wenn dann auch noch Lehrer und Erzieher knapp sind, verschärft sich die Lage weiter. Zwei Schulen haben sich jetzt an die Öffentlichkeit gewandt und um Unterstützung gebeten.

„Die Raumsituation ist katastrophal, die Kinder verbringen acht Stunden in einem Klassenraum“, berichtet Eveline Panitz, Elternvertreterin der Goerdeler Grundschule. Dem alten Backsteingebäude in Charlottenburg mangelt es an Räumen, ausweichen können die Schüler der deutsch-polnischen Europaschule nur auf den Flur. Hof und Turnhalle teilen sie mit der benachbarten Pommern- Hauptschule. Eine Ecke, in die sich Schüler zurückziehen können, fehlt völlig.

Die Eltern ärgern sich zudem darüber, dass die Schulorganisation leidet, weil der Schulleiterposten seit einem Jahr unbesetzt ist, dass häufige Krankschreibungen bei Erziehern und Lehrern zu wochenlangem Unterrichtsausfall und schlechter Betreuung führen. Wenn der Personalausfall den Ganztagsbetrieb zum Erliegen bringt, würden die Schüler einfach früher nach Hause geschickt. Die Erzieher hätten sonst Gruppen mit etwa 50 Kindern.

Für weitere Schwierigkeiten sorgt die flexible Eingangsstufe. „Es gab noch keine Stunde mit einer Erzieherin, weil sie ausfallende Lehrer vertreten“, berichtet Lehrerin Gudrun Kollmar. Es mangele an Material für differenzierten Unterricht und an Unterstützung in Form von Fortbildungen für die Lehrer.

Die Probleme der Schule sind im Bezirksamt bekannt. „Das Gebäude ist schwierig, aber es ist nicht einfach ein anderes zu finden“, sagt Jörg-Reiner Grützner von der Schulaufsicht. Volksbildungsstadtrat Reinhard Naumann (SPD) betont zudem, dass die anderen Grundschulen im Bezirk gut mit Hort-Räumen ausgestattet seien.

Große Unzufriedenheit über die Raumsituation herrscht auch an der Kreuzberger Heinrich-Zille-Grundschule. Leiterin Inge Hirschmann hat jetzt den Eltern geschrieben, dass sich das Kollegium „hilflos der schulischen Entwicklung ausgeliefert“ fühle, weil die Horträume nicht ausreichten. Ähnlich gehe es auch vielen anderen Schulen in Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln. Die Bildungsverwaltung weist das zurück. Sie ist der Ansicht, dass die Schulen Unterricht und Freizeit nur anders organisieren müssten, um mit dem Platz auszukommen.

Der bündnisgrüne Bildungsexperte Özcan Mutlu glaubt, dass die Raumvorgaben von Anfang an nicht ausreichten. Er fordert, dass der Senat die Bedingungen an allen Schulen überprüft. Zudem müssten die Bezirke darauf verzichten, Gebäude zu veräußern, anstatt sie den Schulen zur Verfügung zu stellen. „Kinder dürfen nicht gestapelt werden“, fordert Mutlu.

Naumann hält die Kritik für überzogen. Selbst wenn Schulen jetzt weniger Platz hätten als früher die Horte, so könnten sie doch jetzt etwa auch Turnhallen und PC-Räume am Nachmittag nutzen.

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