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Berlin: Keine Spur von Nostalgie

Für die einen war es ein überflüssiges Ärgernis, für die anderen die erste Urlaubsfreude: Der Umtausch am Bank- oder Wechselstubenschalter von D-Mark in die Währung des Reiselandes. Ab 1.

Für die einen war es ein überflüssiges Ärgernis, für die anderen die erste Urlaubsfreude: Der Umtausch am Bank- oder Wechselstubenschalter von D-Mark in die Währung des Reiselandes. Ab 1. Januar 2002 sind nicht nur Mark und Pfennig als offizielle Währung abgelöst, sondern auch die Landeswährungen in Belgien, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien.

Zum Thema OnlineSpezial: Der Euro kommt Euro-Countdown: Die Serie im Tagesspiegel Euro-Memory: Passende Euro-Pärchen finden Ted: Der Euro - mehr Vor- oder mehr Nachteile? Heften sich die Berliner jetzt Drachmen, Escudos und Schillinge an die Pinnwand oder tauschen sie das im Urlaub übrig gebliebene Geld in Euro um? Annette Kögel fragte Passanten in der Friedrichstraße und erfuhr: Die meisten sehen der Einführung der neuen Währung mit Gelassenheit entgegen. Manche behalten ihr "Urlaubsgeld" aus nostalgischen Gründen, andere wollen Münzen und Scheine, die bald nur noch Sammlerwert haben, nicht mehr sehen oder haben sie schon gespendet. Und viele haben sich eines vorgenommen: Die letzte Mark wird ausgegeben. Zahlreiche Berliner versuchen schon dieser Tage, Mark und Pfennig loszuwerden, obwohl die alte Währung noch bis 28. Februar 2002 gilt: Kassiererinnen zählen an der Kasse das mitgebrachte Kleingeld ab. Fällt den Berlinern nun der Abschied vom alten Geld leicht?

"Haufenweise Münzen in der Glassäule"

Lutz Imhof, 34, aus Köpenick: "Wir haben zu Hause jede Menge Münzen und Scheine aufgehoben - aber nicht etwa deswegen, weil jetzt der Euro kommt. Meine Frau Sabine und ich packen das Geld, das wir vom Urlaub mit nach Hause bringen, schon seit Jahren in eine Glassäule. Da sind Lire drin, spanische Peseten, englische Pfund - aber Moment, Großbritannien macht ja beim Euro gar nicht mit. Francs habe ich auch noch rumzuliegen. Wo die Glassäule steht? Im Arbeitszimmer. Erinnerungen verbinde ich aber eher mit anderen Dingen. Und: Man zahlt ja oft mit Karte."

"Ein paar Münzen aus dem Urlaub sind noch da"

Nancy Müller, 21, aus Teurow im Spreewald: "Ob ich Währung aus Euro-Ländern aufhebe? Ja, mache ich. Ich habe ein bisschen was übrig behalten aus dem Urlaub. Die Münzen habe ich in eine Schatulle gepackt, so eine aus Holz. Nein, das Geld habe ich nicht gezielt aus Dokumentationszwecken aufgehoben, eher einfach deshalb, weil es eben übrig geblieben ist. Man kann die Münzen und Scheine zwar auch noch später bei der Landeszentralbank umtauschen, aber da komme ich ja so schnell nicht hin. So, und jetzt möchte ich unbedingt noch in die Wehrmachtsausstellung."

"An der D-Mark hänge ich nicht"

Liselotte Ahrens, 71, aus Prenzlauer Berg: "Ob ich europäische Währung aufhebe? Der Gedanke ist gar nicht schlecht. Naja, aber ich habe da nichts mehr zu Hause, und deswegen extra zur Bank? Ich glaube, die Mühe werde ich mir nicht machen. Uns haben die Politker ja nicht gefragt, ob wir den Euro wollen. Ich denke, die Mehrheit hätte ihn abgelehnt. An der D-Mark hänge ich nicht, ich komme ja aus dem Osten, da bin ich mit einer anderer Währung aufgewachsen. Aber davon habe ich auch nicht großartig was aufgehoben, für das Geld haben Sie ja früher ohnehin nichts bekommen."

"Die letzte Mark wird ausgegeben"

Manuel Shelley, 18, aus Kreuzberg und Hannah Sturm, 17, aus Lichterfelde: "Also, diesen große Hype um den Euro verstehen wir nicht. Das neue Geld kommt, und damit okay. Eine persönliche Beziehung zum Geld haben wir nicht. Einige Scheine und Münzen ausländischer Währung haben die Eltern fürs Rote Kreuz gespendet. Ob wir was Besonderes mit der letzten Mark kaufen? Nö, das Geld geben wir aus.Wir sind ja beide in der 12. Klasse und jobben auch, aber Taschengeld bekommen wir trotzdem, das muss man künftig eben einfach umrechnen. Den neuen Kurs haben wir schon im Kopf."

"Altes Geld aus der EU: Nichts wie weg damit"

Patrick Krämer, 22, aus Mitte: "Währung aus EU-Ländern - nein, da habe ich nichts mehr zu Hause liegen. Ich habe nämlich sämtliche Münzen und Scheine zusammengesammelt und für soziale Zwecke gespendet. Sie wissen schon, man sieht doch überall diese Plakate, auch an den Tankstellen. Was das genau war? Drachmen, Lire, und alles, was ich sonst noch gefunden habe: Gulden zum Beispiel und türkisches Geld. Weg damit. Nein, Mark und Pfennig werden ich mir auch nicht aufheben. Das letzte Geld gebe ich aus, und dann fängt was Neues an. Angst vorm Euro? Ach was, habe ich nicht."

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