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Berlin: Keine Zeit für die Sprachförderung

GEW: Erzieherinnen sind zu belastet, um Kindern Deutsch beizubringen

Beim quantitativen Angebot an Kitaplätzen gehört Berlin zur Bundesspitze, aber bei der Qualität gibt es einiges zu bemängeln. Das jedenfalls behauptet die Bildungsgewerkschaft GEW mit Hinweis auf eine eigene Umfrage unter rund 1300 Erzieherinnen. Demnach findet nur jede vierte Beschäftigte Zeit für die Einzelförderung von Kindern mit Sprachdefiziten. Ebensowenige schaffen es, ihre pädagogische Arbeit vor- und nachzubereiten.

Dieser Befund widerspricht dem erklärten Ziel des Senats, die Qualität der Kitas zu verbessern und sie zu Bildungseinrichtungen aufzuwerten. Das mit viel Aufwand eingeführte Berliner Bildungsprogramm für die Kindertagesstätten ist laut der GEW-Umfrage noch nicht richtig in den Kitas angekommen. Jedenfalls gab mindestens ein Drittel der Erzieherinnen an, noch nicht einmal eine Fortbildung zur praktischen Anwendung des Bildungsprogramms erhalten zu haben.

Ähnlich verhält es sich mit dem Sprachlerntagebuch, dass eine zentrale Rolle bei der Deutschförderung der Kinder spielen sollte: Über die Hälfte der Erzieherinnen habe auch dazu noch keine Fortbildung erhalten. Die GEW-Vorsitzende Rose-Marie Seggelke sieht daher die Gefahr, dass die ganze Kitareform „zu scheitern droht“. Sie fordert pro Woche und Erzieherin fünf Stunden Zeit für Vor- und Nachbereitung. Diese Tätigkeiten seien bei der Personalbemessung bereits berücksichtigt, widerspricht Kenneth Frisse, Sprecher der Senatsverwaltung für Jugend. Es gebe dafür eine „solide Finanzierungsbasis“. Unabhängig davon sei mit den Kitas eine Qualitätsvereinbarung geschlossen worden, auf deren Basis die Kitas intern und extern evaluiert werden. Fortbildungen zum Sprachlerntagebuch stünden „in ausreichendem Umfang“ zur Verfügung.

Pro Erzieherin werden in Berlin je nach Altersgruppe sechs bis zehn Kinder betreut. Bei dem letzten Deutschtest aller Fünfjährigen („Deutsch Plus“) sprachen 53,2 Prozent der Migranten und zehn Prozent der deutschen Kinder trotz vorangegangenen Kitabesuchs unzureichend Deutsch.

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