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Berlin: Keine Zeit für Nostalgie

Chiles Präsidentin kommt heute nach Berlin Michelle Bachelet hat zu DDR-Zeiten hier studiert

Wenn die chilenische Staatspräsidentin Michelle Bachelet heute Abend zum Staatsbesuch in Berlin eintrifft, dann werden ihr vermutlich viele Erinnerungen durch den Kopf gehen. Zum Beispiel daran, wie das damals so war, als sie 1975 ins Exil ging, über Australien in die DDR. Als aktive Widerstandskämpferin und Tochter des unter Diktator Augusto Pinochet zu Tode gefolterten Luftwaffengenerals Alberto Bachelet war ihr das Leben in ihrer Heimat unmöglich geworden: Ihr drohte eine langjährige Haft in einem geheimen Folterzentrum. Deshalb entschied sich die junge Sozialistin gemeinsam mit der Mutter zur Flucht. Ihre erste Station in der DDR: Leipzig. Dort begann sie ihr Germanistik- und Medizinstudium, das sie später in Berlin und Potsdam fortführte. 1979 kehrte Bachelet nach Chile zurück. Dort arbeitete sie lange Zeit als Kinderärztin, bevor sie 1995 in die Politik wechselte. Im Januar dieses Jahres wurde Michelle Bachelet zur Staatspräsidentin gewählt.

Morgen nun verleiht ihr die Charité die Ehrendoktorwürde, in einer feierlichen Veranstaltung ab 15.30 Uhr auf dem Campus in Mitte. „Das ist eine große Ehre, denn die Charité ist dafür bekannt, dass sie eine Reihe namhafter Mediziner hervorgebracht hat“, sagt Marigen Hornkohl, Botschafterin der Republik Chile. Zeit, ehemalige Kommilitonen oder Professoren zu treffen, wird Bachelet auf ihrer ersten Deutschlandreise nach ihrem Amtsantritt jedoch keine haben. „Das ist keine Nostalgiereise sondern ein offizieller Staatsbesuch mit einem sehr kompakten Programm“, sagt Hornkohl.

Auf dem Plan der 55 Jahre alten Präsidentin stehen bis zu ihrem Heimflug am Freitagabend weitere Stationen in Leipzig, Bitterfeld und Stuttgart. Zuvor trägt sich Bachelet jedoch heute Abend auf Einladung von Klaus Wowereit ins Goldene Buch von Berlin ein.

Auf einen Ausflug nach Potsdam, wo Michelle Bachelet Ende der 70er Jahre in einer Klinik in Babelsberg arbeitete, wird die Präsidentin diesmal auch verzichten müssen. Immerhin: Vor vier Jahren, als sie unter ihrem Amtsvorgänger Ricardo Lagos als Verteidigungsministerin nach Deutschland kam, führte sie die Reise auch nach Potsdam. Dort lernte sie einst ihren Mann, den Architekten Jorge Davalos, kennen. Es sei ein bescheidenes, aber angenehmes Leben gewesen. Mit diesen Worten wurde Angela Bachelet, die Mutter der Präsidentin, in chilenischen Zeitungen über ihre Zeit in der DDR zitiert. Wohl auch deshalb nutzte Michelle Bachelet die Gelegenheit, sich vor zwei Jahren bei einem Treffen mit Margot Honecker, die in Chile lebt, für die damalige Unterstützung durch die DDR-Führung zu bedanken.

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