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Berlin: Keiner will den Sommersitz Friedrichs des Großen haben

Die Erhaltung von Schloß Niederschönhausen ist Pankow und Berlin zu teuer haben VON EVA SCHWEITZER BERLIN.Keiner will das Schloß Niederschönhausen haben.

Die Erhaltung von Schloß Niederschönhausen ist Pankow und Berlin zu teuer haben VON EVA SCHWEITZER

BERLIN.Keiner will das Schloß Niederschönhausen haben.Der Bund hat das ehemalige Gästehaus der DDR-Regierung, das seit fast sechs Jahren leersteht, kürzlich an Berlin abgegeben - das Land hatte zuvor die Zuordnung beantragt.Jetzt aber weigert sich Berlin, das marode Gemäuer zu übernehmen.Der Bund plant nun, die "Besitzaufgabe" zu erklären."Wenn sich die Landesvertreter bis zu dem von uns genannten Termin nicht rühren, sperren wir die Schloßtür zu und werfen denen den Schüssel vor die Füße", sagt man bei der Oberfinanzdirektion. Das Schloß Niederschönhausen wurde 1664 errichtet.Friedrich der Große hatte hier seinen Sommersitz.Den Park ließ Peter Joseph Lenné um 1830 gestalten, Park und Schloß stehen unter Denkmalschutz.Bis 1960 war das Schloß Amtssitz von DDR-Staatspräsident Wilhelm Pieck, dann Regierungsgästehaus.Chruschtschow, Castro und Gorbatschow übernachteten hier, zuletzt, 1991, die holländische Königin Beatrix. Lange prüfte der Bund, ob Niederschönhausen als Gästehaus der Regierung tauge.Gleichzeitig, um 1993, beantragte das Land Berlin, es als Landesvermögen zuzuordnen.Und das Bezirksamt Pankow forderte den Bund auf, den Schloßpark für die Bevökerung zu öffnen - die letzte stalinistische Mauer Berlins müsse verschwinden, hieß es. Nun läuft die Umschreibung im Grundbuch, und die Senatsfinanzverwaltung hat das Schloß bereits an das Bezirksamt Pankow weitergereicht.Aber dem ist der innen prächtige, außen jedoch bröckelnde Bau, in dem sich schon Ratten breitgemacht haben sollen, schlicht zu teuer.Rund 20 bis 30 Millionen Mark würde es kosten, den Schloß instandzusetzen, schätzt Bezirksbürgermeister Jörg Richter (SPD).Allein die Pflege des Schloßparks verschlinge 150 000 bis 200 000 Mark im Jahr, dazu kämen Kosten für die Heizung, die Straßensicherungspflicht und so fort."Dafür haben wir im bezirklichen Haushalt kein Geld", sagt Richter.Und da der Bezirk auch nicht für die Schneeräumung aufkommen kann, bleibt der Schloßpark in diesem Winter geschlossen. Das Bezirksamt hat der Senatsfinanzverwaltung nun mitgeteilt, das Schloß nicht übernehmen zu wollen.Auch eine Verpachtung an Dritte kann Richter sich nicht vorstellen."An wen denn?" fragt er.Am liebsten sei ihm, die Stiftung Schlösser und Gärten, die Mittel von Bund, Berlin und Brandenburg erhält, übernähme Niederschönhausen.Von dort war gestern keine Stellungnahme zu erhalten. Der Sprecher der Finanzverwaltung, Frank Zimmermann, sagte, man werde nun - gemeinsam mit anderen Senatsstellen - überlegen, was man "sinnvoll mit dem Schloß" anfangen könne.An den Bund zurückgeben kann Berlin das teure Erbe jedenfalls nicht."Berlin hat selber die Zuordnung beantragt - wie will es jetzt den Widerspruch dagegen begründen? Geistige Umnachtung des Antragstellers", spöttelt man in der OFD.Wenn die von der OFD angekündigte Besitzaufgabe rechtskräftig geworden ist, haftet das Land für alle Schäden an den antiken Gemäuern.Für die Verwertung hat die OFD noch einen Rat bereit: Einige Gebäude am Rande des Schloßparks wären als Büroraum zu vermieten. Unklar ist noch, was mit dem Hotel passiert, das sich in einem Nachkriegsbau am Schloßpark befindet.Der Bund hat Berlin auch diese Liegenschaft angeboten, aber noch keine Antwort erhalten.Der Pachtvertrag für das Hotel wurde bereits zum April 1997 gekündigt.Das Land würde das Haus gerne abreißen und den Schloßpark erweitern.Auch das kostet mehr, als es einbringt.

EVA SCHWEITZER

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