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"Kiezläufer" in Berlin

© dpa

Kiezläufer: Das Leben auf der Straße gelernt

Die Kiezläufer von Kreuzberg sollen Zugang zu den Jugendgangs bekommen. Das Projekt ist nicht unumstritten, schließlich haben manche von ihnen eine kriminelle Vergangenheit.

Das Grinsen fällt Mahmoud schwer. Der massige Mann mit dem rasierten Schädel zeigt viel Zahn dabei, aber freundlich sieht das Ergebnis nicht unbedingt aus. Allerdings ist die Situation auch nicht angenehm. Eine Gruppe Fotografen drängelt sich um den 38-Jährigen. Gleich wird Mahmoud viele unangenehme Fragen beantworten müssen. Und ihm gefällt schon die nach seinem Nachnamen nicht.

Freitagmorgen, Büro des Quartiersmanagements in der Dresdner Straße in Kreuzberg. Zum ersten Mal stellen sich der arabischstämmige Mahmoud und die anderen fünf neuen Kiezläufer, die seit einem Monat Jugendliche auf der nahen Admiral- und Naunynstraße betreuen, öffentlich vor: Der kurdischstämmige Hakki Erdogan, 27, zum Beispiel, gelernter Elektroinstallateur. Selime, 30, arbeitet schon seit einiger Zeit in Jugendprojekten. Kaio, 36, stammt aus dem Iran und lebt seit 25 Jahren in Berlin. Die Kiezläufer und ihr Projekt sind umstritten: Sie sind keine Sozialarbeiter, einige haben eine kriminelle Vergangenheit. Aber gerade das sei ihre besondere Qualifikation, sagen Quartiersmanagement und Quartiersrat, die das Projekt initiiert haben. Sie erreichten die Jugendlichen, die sich niemals in Einrichtungen wie der Naunynritze blicken ließen. „Absolventen der Straßenuniversität“, nennt sie Orhan Akbyik vom Trägerverein Odak.

„Ich bin eine Respektsperson“, sagt Mahmoud. Vor Beginn der Veranstaltung hat er seine große Sonnenbrille abgenommen und wirkt jetzt nicht mehr ganz so furchteinflößend. Er ist offenbar der Wortführer im Team. Er kenne jeden Jugendlichen in der Admiralstraße, sagt Mahmoud, weil er selbst ganz in der Nähe aufwuchs und „herumhing“. „Von 30 Jugendlichen sind vielleicht fünf Katastrophe“, sagte er. Noch gingen diese „Katastrophen“ ihm aus dem Weg. Er ist sich aber sicher, dass er an sie herankomme: „Das muss man langsam angehen.“

Er will es einfach „besser machen für sie, als ich es hatte“, sagt Mahmoud. Fragt man ihn nach seiner Biographie, schüttelt er zunächst unwillig mit dem Kopf, erzählt dann aber, dass er „in der Gastronomie“ gearbeitet habe und als „Hobbytürsteher“ im Stadthaus Böcklerpark bei den „Teeniediscos“ für Ordnung sorge. Am liebsten aber spricht er von seiner Frau und den drei Kindern. Die wachsen nicht in der Admiralstraße auf, sondern in Wedding.

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