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Berlin: Kiloweise Kokain geschmuggelt

Für die Polizei ist der „Präsident“ der Boss der Berliner Unterwelt. Richter erlässt Haftbefehl gegen festgenommenen Clanchef

Die fünf am Dienstagabend festgenommenen Drogenhändler – darunter der bekannte „Präsident“ Mahmoud Al-Z. sitzen jetzt in Untersuchungshaft. Ein Richter erließ gestern Haftbefehle. Die Justiz wirft ihnen „bandenmäßigen Drogenhandel“ vor; der Haftbefehl gegen Mahmoud Al-Z. begründet sich auf zehn Einzeltaten von Kokainschmuggel mit Mengen zwischen 200 Gramm und einem Kilo. Durchsucht wurden außerdem 18 Wohnungen, ein Bordell und zwei Büros. „Wir haben eine bedeutende Gruppe vom Markt genommen“, freute sich die Polizei. Mahmoud Al-Z. gilt als „absolut großer Name in der organisierten Kriminalität“, er habe auch bundesweit unter kurdisch-libanesischen Kriminellen „was zu sagen“.

Polizei und Staatsanwaltschaft haben große Hoffnung, dass das Oberhaupt des berüchtigten libanesisch-kurdischen Clans dieses Mal länger sitzen muss als bei seiner letzten Verurteilung wegen Drogenhandels 1998. Damals kam er mit zweieinhalb Jahren wegen „Beihilfe“ davon. Das milde Urteil hatte damals zu einem massiven Streit zwischen Staatsanwaltschaft und Richtern geführt.

Zuvor war Al Z. bereits wegen Körperverletzung und Drogenhandels verurteilt worden – für die Ermittler waren das aber immer Urteile wegen Lappalien. Seine wahre Funktion – als Boss der Berliner Unterwelt – stellte der „Präsident“ gerne in den Medien zur Schau. Regelrecht berühmt wurde er in seiner Hauptrolle im ARD-Film „Der Rotlichtprinz“. Nach Angaben der Polizei habe der Präsident seine „Finger in vielem drin gehabt“. Gab es innerhalb der libanesisch-kurdischen Clans Streit, „dann wurde der Präsident angerufen“, sagte ein Ermittler. Doch richtig in der Hand hatte die Polizei bislang nie etwas.

„Dieses Mal ist die Ausgangslage besser“, sagte ein Ermittler. Die Beweislast sei erdrückend, der „Präsident“ sei intensiv beschattet worden – die Festnahmen seien Schluss- und Höhepunkt der Ermittlungen gegen die international agierende Bande. Die Festnahme erfolgte übrigens in einer stillen Buckower Seitenstraße: Im Baumläuferweg wollte sich Mahmoud Al-Z. eine Villa ansehen, derzeit wohnt er in einem Kreuzberger 70er-Jahre-Bau. Wegen des Präsidenten ist sogar schon Innenminister Schily in der Türkei vorstellig geworden, wo der Kriminelle 2002 ausgebürgert wurde. Mahmoud Al-Z. war 1982 illegal mit libanesischen Papieren nach Deutschland gekommen. Dies ist ein bekannter Trick, denn in den Libanon kann nicht abgeschoben werden. Dann wurde ihm die wahre, türkische Identität nachgewiesen, allerdings vergeblich.

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