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Berlin: Kinder bei Einbruch in Baumarkt ertappt

Eine Elfjährige und zwei Dreizehnjährige auf frischer Tat geschnappt. Insgesamt sinkt die Zahl der Straftäter unter 14 Jahren seit 1997 jedoch stetig

Sie sind noch Kinder. Das Mädchen ist elf Jahre alt, die beiden Jungen sind 13. Doch vor Straftaten schrecken sie schon jetzt nicht zurück. Gemeinsam hat das Trio am Sonntagabend versucht, in die Lagerhallen eines Baumarktes in der Körnerstraße in Steglitz einzubrechen. Als die Polizei kam, hatten sie die Einbruchwerkzeuge noch in der Hand. Zwei Männer hatten die Kinder dabei beobachtet, wie sie versuchten, mit einem Hammer das Schloss am Eingangstor aufzuschlagen, und die Polizei gerufen. Zwar konnten die drei Kinder zunächst flüchten, doch wenig später fanden Polizeibeamte sie in der Nähe des Tatortes. Es stellte sich heraus: Einer der beiden 13-Jährigen war der Polizei schon bekannt. Er hat mehrere Diebstähle begangen und ist sogar schon wegen Kreditkartenbetrugs aufgefallen. „Mit einer gestohlenen Kreditkarte hatte er mehrfach Geld an einem Automaten abgehoben“, sagte ein Polizeisprecher.

Erst im vergangenen Frühjahr hatten drei Kinder in Wedding eine 83-Jährige überfallen und ihre Handtasche zu rauben versucht. Die Jüngste war erst zehn, die anderen beiden zwölf Jahre. Die alte Dame wehrte sich aber, stürzte dabei und brach sich die Kniescheibe. Werden die Täter immer jünger? Auch wenn es so wirkt: Die Zahlen der Polizeistatistik belegen das Gegenteil. Im Jahr 2002 wurden 7479 Kinder als Tatverdächtige ermittelt. Sie sind alle unter 14 Jahre alt und damit strafunmündig. Im Jahr 1997 waren es über 11000 tatverdächtige Kinder gewesen, wie Kriminaloberrätin Elke Plathe sagt, die im Landeskriminalamt für Prävention zuständig ist. „Seitdem sind die Zahlen rückläufig. Wir nähern uns wieder dem Jahr 1991 an: Da waren es 7480 Kinder.“ Die Frage, warum die Zahlen zurückgegangen sind, könne die Polizei nicht beantworten. „Wir kennen die Ursachen nicht. Auch Prävention ist nicht messbar“, erklärt Plathe. Zu den Straftaten zählen Delikte wie Ladendiebstahl, Raub und Körperverletzung, wobei Ladendiebstähle mit Abstand am häufigsten verbreitet sind. Von den über 7000 ermittelten Tatverdächtigen waren allein 3813 Ladendiebe. Bei schweren Straftaten wie Raub zählte die Statistik „nur“ 329 Kinder als Täter, 1999 waren es noch 364.

Etwa zwei Drittel der kriminellen Kinder sind Jungen. 3800 sind deutsche Jungen, etwa 1100 sind ausländischer Herkunft. „Man kann nicht eindeutig sagen, dass Kinder einer bestimmten sozialen Schicht kriminell werden“, betont Plathe. Vielmehr sei es eine Sache der Erziehung und des Familienzusammenhalts, wie sich ein Kind entwickelt. Allerdings werde grundsätzlich jedes Delikt von der Polizei beim Jugendamt gemeldet. „Die Mitarbeiter dort sind informiert und können entsprechend einschreiten und schauen, ob eine Familie Hilfe braucht, wenn ihr Kind kriminell auffällig wird“, sagt Plathe. Der Polizei könne nur versuchen, möglichst früh vorbeugend einzugreifen. „Unsere Präventionsbeauftragten gehen in die Schulklassen und versuchen auch das Bewusstsein der Kinder für eine Straftat zu schärfen.“ Vielen sei nämlich gar nicht bewusst, dass sie sich strafbar machen, wenn sie jemanden bedrohen und das Handy oder die Jacke rauben.

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