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Kinder: Hotline für den Babysitter - vor fünf Jahren

Vor fünf Jahren sprangen die Mitarbeiter des Projekts „Kids Mobil“ ein, wenn Mitarbeiter der FU und der Charité kurzfristig jemanden brauchten. Was Marianna Mamonova darüber schrieb.

Bettina Deutsch hält ihren 18 Monate alten Sohn Ludwig auf dem Arm, die Studentin Lara Illner steht neben den beiden und streichelt seinen Fuß. „Um 16 Uhr muss Lorenz von der Kita abgeholt werden“, erklärt Deutsch den Terminplan ihres zweiten Sohnes, „um 17 Uhr geht er in den Chor.“

Die 31-jährige Bettina Deutsch muss gleich ein Seminar an der Freien Universität halten: Dort ist sie Doktorandin und Dozentin für Romanistik. Beinahe wäre es heute knapp geworden mit dem Seminar – denn die Tagesmutter, die normalerweise für die beiden Söhne da ist, hat abgesagt. Zum Glück gibt es Lara, die kurzfristig eingesprungen ist.

Damit nämlich die Mitarbeiter der FU in solchen Fällen einsatzfähig bleiben, bietet das Familienbüro der Uni eine kostenlose Notfallbetreuung an: Das „Kids Mobil“ des Trägers „Kinder im Kiez“, der in Berlin auch Kitas betreibt. Das Modell soll den oft schwierigen Spagat zwischen Familie und Beruf erleichtern: „Ich kann dann ohne schlechtes Gewissen arbeiten“, sagt Bettina Deutsch.

Lara Illner jobbt neben ihrem Studium der Sozialarbeit bei „Kids Mobil“. Sie kommt etwa zum Einsatz, wenn ein Kind während der Arbeitszeit der Eltern kränkelt oder die Kita streikt. Für sie bringt der Nebenjob als Betreuerin Vorteile: Die Studentin kann vieles, was sie im Studium lernt, sofort in die Praxis umsetzen. „Ich war insgesamt schon für 30 Familien zuständig“, sagt sie stolz. Regelmäßig im Einsatz ist sie momentan bei fünf.

Wichtig für den Job sei insbesondere Flexibilität, sagt Illner: Er komme nur infrage, wenn man bereit sei, auch mal kurzfristig alles stehen und liegen zu lassen. Manchmal falle das schwer. „Aber immerhin habe ich mir mein ganzes Studium damit finanziert.“

Das „Kids Mobil“ gibt es seit 2006. Die Idee kam von „Kinder im Kiez“ und von Ina Colle, die Personalmanagerin bei Vivantes ist. „Wir wollten auf die Bedürfnisse unserer Beschäftigten eingehen“, sagt sie. Zugleich profitiert allerdings auch der Arbeitgeber von der Notfallbetreuung: „Wenn etwa eine Krankenschwester wegen ihres Kindes nicht zum Dienst kommen kann, müssen wir eine fremde Kraft nehmen“, sagt Colle – und die müsse man oft erst mühsam einarbeiten. Stressfreier für beide Seiten ist das „Kids Mobil“. Auch die Charité nutzt mittlerweile das Angebot, jüngst ist die Freie Universität dazugekommen.

Damit es im Notfall reibungslos funktioniert, haben Familien zwei bis drei feste Betreuer. Bei gemeinsamen Treffen wird vorab geprüft, ob die Beteiligten gut zusammenpassen. Die rund 30 Betreuer, die für „Kids Mobil“ im Einsatz sind, sind zumeist Auszubildende oder Studenten im pädagogischen Bereich wie Lara Illner.

Seit Mai ist sie nun für Familie Deutsch da. Hier läuft es gut: Der vierjährige Lorenz, den Lara heute aus der Kita abgeholt hat, hatte seiner Mama Bettina Deutsch nach dem ersten Termin gesagt: „Sie war nett. Sie darf wiederkommen.“

Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren"

Marianna Mamonova

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