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Berlin: Kinder prüfen Professoren

Die Humboldt-Universität lädt die Kleinen zu Vorlesungen ein. Die Dozenten bereiten sich auf knifflige Fragen vor

Von Susanna Nieder

„Ich habe mich selten auf etwas so vorbereitet wie auf diese 45 Minuten.“ Dabei dürfte sich Uwe Jens Nagel in seinem Leben schon oft und gut vorbereitet haben, denn er ist Professor an der Humboldt-Universität. Doch es ist das eine, vor Erwachsenen zu dozieren. Einen Saal voll Kinder in Schach zu halten, ist dagegen eine ganz andere Sache.

Seit im Sommer 2002 die Universität Tübingen zusammen mit der ortsansässigen Lokalzeitung die erste Kinder-Universität veranstaltete, hat das Konzept, Vorlesungsreihen für Kinder zu halten, in ganz Deutschland begeisterte Anhänger gefunden. Morgen startet zum ersten Mal an einer der drei großen Berliner Hochschulen eine Kinderuni. An den acht Donnerstagen bis zum 26. Februar wird sich jeweils von 17 bis 18 Uhr ein Professor der Humboldt-Uni (mit der Sprachwissenschaftlerin Karin Donhauser wurde immerhin auch eine Frau dazu gebeten) über spannende wissenschaftliche Fragen äußern. Zum Beispiel: „Was ist für einen Roboter leicht und was schwer?“ oder „Warum sehen wir unseren Eltern ähnlich?“ oder „Warum gibt es so viele verschiedene Sprachen auf der Welt?“.

Den Anfang macht der Philosophieprofessor Volker Gerhardt mit einer Frage, auf der nicht nur die Kinderuni, sondern jegliche Wissenschaft gründet: „Warum wollen wir so viel wissen?“. Wenn das Audimax der Humboldt-Uni voll besetzt ist, hören ihm dabei fast 1000 Kinder zu. Die Hälfte der Plätze können per Internet für Gruppen reserviert werden, die andere Hälfte ist für Kinder, die einzeln kommen. Mütter und Väter müssen allerdings draußen bleiben: Für sie wird die Veranstaltung auf Videoleinwand ins Foyer übertragen.

Eine neue Idee stammt vom Labyrinth Kindermuseum in Wedding: Für Schulklassen aus Berliner Quartiersmanagementgebieten werden dort Workshops angeboten. Dort sollen Kinder, in deren Alltag eine Veranstaltung wie die Kinderuni sonst nicht denkbar wäre, in kleineren Gruppen Vorträge hören können. Von einigen Professoren wie Wolfgang Kaschuba wurde diese Anregung sofort mit Begeisterung aufgenommen – wie überhaupt an der Kinderuni vor allem Enthusiasten mitarbeiten. Auch der Tagesspiegel wird sein eigenes Team ins Rennen schicken: Ein sechsköpfiges Kinder-Reporterteam berichtet regelmäßig auf unserer Kinderseite, die jeden Sonnabend erscheint.

Die erste Vorlesung der Kinderuni findet am Donnerstag, den 8. Januar, von17 bis 18 Uhr im Audimax der Humboldt-Universität, Unter den Linden 6, statt. Informationen über die Kinderuni gibt es unter Tel. 20932828 und im Internet unter www.hu-berlin.de/kinderuni. Anmeldung für Gruppen online oder unter Tel. 20932518 oder 20932946. Infos über die Workshops unter Tel. 49308901.

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