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Berlin: Kinderärzte fürchten wegen des Impfstreits ums Patientenwohl

Sozialverwaltung will öffentlichen Gesundheitsdienst nutzen

In Berlin wächst die Angst, dass der Streit um die Impfhonorare zwischen den Ersatzkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zu Lasten der Gesundheit der Patienten geht. Gesundheitsstaatssekretär Hermann Schulte-Sasse hat jetzt den öffentlichen Gesundheitsdienst ins Spiel gebracht, um die Kinderschutzimpfungen zu sichern. Schulte-Sasse betont, er wolle sich nicht in die Verhandlungen einmischen. „Uns geht es nur darum, zu verhindern, dass die Patienten durch den Impfstreit Schaden nehmen.“ Insider sagen, dass der Gesundheitsdienst nur in den Fällen einspringen kann, in denen es sich die Eltern nicht leisten können, die Impfkosten auszulegen. Mehr sei für die rund 60 Kinderärzte dort nicht machbar.

Schäden für die Kinder befürchtet auch die Vorsitzende der Berliner Kinder- und Jugendärzte, Elke Jäger-Roman. „Manche Impfungen kann man nicht verschieben, zum Beispiel muss die Meningitis-Impfung im ersten Lebensjahr erfolgen.“ Deshalb fordere man von der KV, die Verhandlungen mit den Kassen wieder aufzunehmen. Doch das Ziel müsse eine Erhöhung der Honorare sein. Denn die Mehrfachimpfungen – ein Piekser schützt vor mehreren Krankheiten – erforderten von den Ärzten eine umfangreiche Aufklärung der Eltern. Im Schnitt erhalten Kinderärzte für die Mehrfach-Impfungen 15 Euro, in Bayern sogar 21 Euro. Für Berlin boten die Ersatzkassen 12 Euro. „Wir nehmen es nicht länger hin, dass Berlin das Schlusslicht bei der Honorierung der Kinderschutzimpfleistungen ist“, so Jäger-Roman.

Staatssekretär Schulte-Sasse hat wenig Verständnis für die Position der Ärzte. Das Angebot der Versicherungen liege über den Honoraren der abgelaufenen Impfvereinbarung. „Und es ist auch höher als der aktuelle Vertrag zwischen KV und AOK.“ Auch die Betriebskrankenkassen zahlten weniger. Doch dieser Vertrag läuft Ende des Jahres aus. „Die Betriebskrankenkassen kommen auch noch dran“, kündigt Jäger-Roman an.

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