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Berlin: Kinderbauernhöfe legen Seuchenmatten aus

Gesundheitsverwaltung fordert alle Geflügelhalter auf, Schutzanzüge und Atemmasken anzuschaffen

Berlin bereitet sich weiter intensiv auf einen möglichen Ausbruch der Geflügelpest vor. Die Gesundheitsverwaltung hat allen Einrichtungen mit Schau- oder Nutzgeflügel nahe gelegt, sich für den Fall einer Vogelgrippe-Diagnose in der Stadt Schutzkleidung gegen den Erreger zuzulegen. „Es gebietet schon allein die Frage des Arbeitsschutzes, dass Mitarbeiter von Geflügel- oder Ökobauernhöfen Handschuhe, Atemmasken, Gummistiefel und Ganzkörperanzüge zur Verfügung haben“, sagte Roswitha Steinbrenner, Sprecherin der Gesundheitsverwaltung. Der Bezirk Spandau, in dem sich zwei der größten Berliner Betriebe mit Lebendgeflügel befinden, stimmt sich bereits mit den benachbarten Landkreisen in Brandenburg ab, um bei einer Infektion mit dem H5N1-Virus länderübergreifend vorgehen zu können.

„Ich habe alle meine Kollegen in den nahe gelegenen Landkreisen angeschrieben, damit wir für den kleinen Dienstweg alle Handynummern und E-Mail-Adressen parat haben“, sagt der kommissarische Gesundheitsstadtrat von Spandau, Axel Hedergott (SPD). Ein fünfköpfiger Arbeitsstab im Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamt stehe in regelmäßigem Kontakt mit den Geflügelbetrieben.

„Die Vogelgrippe ist eine Tierseuche, deshalb geht es derzeit vor allem um den Schutz des Geflügels vor dem Virus“, sagt Verwaltungssprecherin Steinbrenner – und spielt das Szenario für Berlin durch: Sollte bei einem toten Tier etwa an der Havelchaussee am Wannsee der Vogelgrippe-Virus nachgewiesen werden, würden die Veterinäre des Bezirks die Stelle mit einem Warnschild markieren und den Bereich nach Federn, Kot und anderen toten Vögeln absuchen. Sollte dann noch der auch für den Menschen gefährliche Virustyp H5N1 nachgewiesen werden, würde das Gebiet in einem Umkreis von drei Kilometern um den Fundort zur „Schutzzone“ erklärt werden. Das bedeutet aber nicht, dass alles abgesperrt werden würde, sondern dass Geflügelbetriebe in der Schutzzone aufgesucht und mit Seuchenmatten und Hinweisschildern ausgestattet würden. Die Seuchenmatten sollen etwaige Viren im Kot infizierter Vögel abtöten, damit sie nicht an den Schuhen der Mitarbeiter in den Betrieb gelangen.

Auch im Kinderbauernhof im Kreuzberger Görlitzer Park wollen die Mitarbeiter bald Schuhdesinfektionsmatten auslegen, damit nicht womöglich Besucher Viren einschleppen. Die sechs Enten, zwei Gänse und 12 Hühner sind bereits ins Gehege eingesperrt. Damit sie im Stall keinen „Lagerkoller“ bekommen, haben die Mitarbeiter Volieren mit festen Planen obendrauf und feinmaschigem Draht an der Seite errichtet. Gestern nahm die Amtstierärztin den Bau ab. „Eltern und Kinder kommen weiter, aber die Stimmung ist ernster geworden. Wir erklären ihnen, dass sie nicht an den Kot der Tiere herankommen können und sich deshalb auch nicht anstecken könnten“, sagt Mitarbeiterin Claudia Hiesl. Auch beim Kinderbauernhof der Ufa-Fabrik in Tempelhof folgen die Mitarbeiter bereits den aktuellen Empfehlungen der Veterinäre. Eine Wanne zur Schuhsohlendesinfektion gibt es schon. „Wir fangen jetzt freiwillig damit an, Schutzmatten und Sicherheitskleidung zu besorgen“, sagt Andreas Knöbel, Leiter des Kinderbauernhofs, wo 16 Tiere zur Zeit in Stallarrest leben.

In der Domäne Dahlem fürchtet Betriebsleiterin Astrid Masson um ihre Crollwitzer Puten, Pommernenten und Vorwerk-Hühner. Nicht nur, weil den Tieren im Stall Auslauf, Abwechslung und Bewegung fehlen. Die Rassen sind vom Aussterben bedroht – da ist die Geflügelpest doppelt gefährlich.

Annette Kögel

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