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Kindertagesstätten: Senat will Kitas Personal spendieren

Protest lohnt sich: Nach einem Dutzend Brandbriefen von Erzieherinnen aus allen Bezirken wird überlegt, 40 Millionen Euro für Neueinstellungen auszugeben.

Dem Ärger der Kita-Erzieherinnen will der Senat mit einem 40 Millionen Euro schweren Stufenplan begegnen. Er sieht unter anderem einen verbesserten Personalschlüssel ab 2010 vor und die Neueinstellung von fünf Prozent mehr Erziehern. „Der Plan wird jetzt in den Haushaltsverhandlungen diskutiert“, sagte Sandra Scheeres, die kitapolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) kündigte an, sich in den Haushaltsberatungen für die Kindertagesstätten stark zu machen. Nach einem Treffen mit der Bildungsverwaltung am Donnerstag setzten die Kita-Träger die Verhandlungen mit Zöllner aus Protest aus. „Wir können keine zusätzlichen Aufgaben mehr übernehmen“, hieß es.

Anlass für die erneute Diskussion um die Ausstattung der Kitas sind ein Dutzend Brandbriefe, die 300 Berliner Erzieherinnen aus allen Bezirken an Bildungssenator Zöllner geschrieben haben. Sie beklagen darin die mangelhafte finanzielle und personelle Ausstattung der Kitas. Viele Erzieherinnen seien aufgrund der Belastung „kurz davor, auszubrennen“. Initiiert hat die Brandbriefe das Berliner Kita-Bündnis, in dem sich die Kita-Träger zusammengeschlossen haben. Auch die Opposition im Abgeordnetenhaus forderte am Donnerstag mehr Personal für die Kitas.

Seit den Pisa-Debatten sollen auch die Kitas Bildungseinrichtungen sein. So hat der Berliner Senat vor fünf Jahren Qualitätsstandards für die Kitas festgeschrieben. Sie sehen vor, dass die Erzieherinnen die sprachliche und soziale Entwicklung der Kinder beobachten und dokumentieren. Außerdem sollen die Erzieherinnen regelmäßig Elterngespräche führen, sich im Team besprechen und langfristige Projekte organisieren.

Die Erzieher sehen sich im Moment aber nicht mehr in der Lage, diese Standards zu erfüllen, heißt es in den Schreiben an Zöllner. „Die Briefe zeigen, wie groß der Druck in der Praxis ist“, sagt Martin Hoyer, Kita-Referent beim Paritätischen Wohlfahrtsverband. „Es ist gut, dass sich die Erzieher zusammenfinden und ihre Probleme formuliert haben“, befindet Burkhard Entrup, Vorsitzender des Berliner Landeselternausschusses Kita.

Nach Angaben des Kita-Bündnisses brauchen die Mitarbeiter für die Vor- und Nachbereitung ihrer Arbeit, für Dokumentationen, Auswertungen und Elterngespräche ein Viertel ihrer Arbeitszeit. Diese könnten sie im Alltagsgeschäft oft nicht aufbringen und müssten zu Hause weiterarbeiten. Das Kita-Bündnis fordert deshalb zusätzlich 1500 Erzieher. An Kitas mit mehr als 100 Kindern sollten außerdem die Leiterinnen für organisatorische Aufgaben freigestellt werden.

Diesen Forderungen würde der in den aktuellen Haushaltsberatungen diskutierte Plan des Senats zur Verbesserung der Qualität an den Kitas entgegenkommen. Er sieht die Freistellung von Kita-Leiterinnen bei mehr als 100 Kindern vor. Bisher gilt diese Regelung erst ab 162 Kindern. Außerdem soll die Anzahl der Erzieher um fünf Prozent erhöht werden, das wären etwa 600 zusätzliche Erzieher. „Damit wäre unsere Forderung nicht ganz erfüllt“, sagte Martin Hoyer vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, „aber das wäre ein wichtiger Schritt.“ SPD-Sprecherin Sandra Scheeres weist aber darauf hin, dass Berlin mit 2776 Euro pro Kind im Jahr im Bundesländervergleich an der Spitze der Ausgaben für die frühkindliche Erziehung liegt. Das hat eine Studie der Bertelsmann-Stiftung 2008 ergeben. Bremen gibt 1560 Euro pro Kind und Jahr aus.

Der Landeselternausschuss Kita wollte sich vergangenes Jahr mit einem Volksbegehren für bessere Bedingungen in den Kitas einsetzen. Der Senat hat das Volksbegehren abgelehnt.

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