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Das ehemaliges Sojus-Kino in Berlin-Marzahn. Jetzt soll hier ein Rewe hin.

© imago/Jürgen Ritter

Kino Sojus in Berlin-Marzahn: Nach den Abrissbaggern kommt ein Rewe

Seit 2007 wurde im Kino Sojus in Marzahn kein Film mehr gezeigt. Jetzt baut ein Investor einen Supermarkt, Senioren- und Pflegewohnungen an den Helene-Weigel-Platz.

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Irgendwann enden auch die kühnsten Höhenflüge auf dem Boden der Realität. Was das längst zur Diktatur verkommene sozialistische Projekt namens DDR 1989 erleben musste (als Bruchlandung), widerfährt nun auch dem Kino Sojus am Helene-Weigel-Platz in Marzahn (als Bruchbude). Der Volkskammer-Kandidat Erich Honecker, so will es die Legende, soll den Bau 1981 veranlasst haben, weil er in dem neuen Ortsteil einen Saal für große Auftritte brauchte. Seit 2007 ist dort kein Film mehr gezeigt worden und der graue Kasten dem Verfall anheim gegeben. Versuche einer kulturellen Wiederbelebung scheiterten. Jetzt kommen bald die Abrissbagger.

Die neuen Realitäten am Helene-Weigel-Platz sehen so aus: Für einen kleinen zweistelligen Millionenbetrag will Investor Jens Grünert von der Regie Bauträgergesellschaft aus Friedrichshagen einen Rewe-Markt errichten und oben zweieinhalb Geschosse für Senioren- und Pflegewohnen draufsetzen. Eine Restauration auf der Dachterrasse wird womöglich auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

“Eines der kompliziertesten Geschäfte, die wir je hatten”

Architekt ist Matthias Faust aus Prenzlauer Berg, der auch für die Anlage “Wohnen im Alten Mahlsdorf” an der Hönower Straße (Spatenstich an diesem Donnerstag) verantwortlich zeichnet. Hinzu kommt ein Parkhaus, um dem gestiegenen Bedarf an Abstellmöglichkeiten für Autos gerecht zu werden.

Anfang 2017 soll das Kino weichen, bis Jahresende das Projekt abgeschlossen sein, erzählt Stadtentwicklungsstadtrat Christian Gräff. Ziel sei es, in diesem östlichen Bereich wieder einen Platzcharakter herzustellen.

Gräff ist froh, das Projekt auf den Weg gebracht zu haben. Grünert wird das Sojus, vorbehaltlich einer Baugenehmigung, auch vom dubiosen bisherigen Eigentümer übernehmen. Der soll selbst den Kaufpreis nie bezahlt, dafür aber ein Dutzend Banken an den Hacken gehabt haben. “So was habe ich im Grundbuch überhaupt noch nicht gesehen”, sagt Gräff. “Eines der kompliziertesten Geschäfte, die wir je hatten.” Ein großes Thema hätte die Bezirkspolitik damit vor der Wahl noch abgeräumt.

Ingo Salmen ist Online-Redakteur beim Tagesspiegel. Marzahn-Hellersdorf ist für ihn genauso neu wie ganz Berlin, denn er ist erst kürzlich in die Stadt gekommen. Im Gepäck: eine große Leidenschaft fürs Lokale. Und bei Twitter ist er auch zu finden. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihm bitte eine E-Mail an leute-i.salmen@tagesspiegel.de.

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