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Berlin: Kinogründer Gerhard Klein starb im 80. Lebensjahr

Generationen von Studenten der Freien Universität muss man nur ein Wort zurufen, und sie wissen, was mit "Capitol" gemeint ist: das Kino in Dahlem, Thielallee 36. Aber nicht nur Studenten und Professoren belagerten die Villa mit Kinosaal.

Generationen von Studenten der Freien Universität muss man nur ein Wort zurufen, und sie wissen, was mit "Capitol" gemeint ist: das Kino in Dahlem, Thielallee 36. Aber nicht nur Studenten und Professoren belagerten die Villa mit Kinosaal. Das "Capitol" ist stadtbekannt, und wer das noch nicht weiss, wisse es aus einem traurigen Anlass: Der Gründer dieses gewiss originellsten Kinos der Stadt, der es 30 Jahre hindurch bis 1986 in Regie hatte, ist am 14. November im 80. Lebensjahr gestorben: Gerhard Klein. Er wurde von seiner Familie am 18. November auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee zu Grabe getragen.

Seine capitolinischen Nachfolger seit 1986 von der Yorck-Kino GmbH reagierten gestern auf die Nachricht von Gerhard Kleins Tod ganz spontan: Sie werden zu Ehren des Verstorbenen im "Capitol" an drei Tagen - am 28. November, 5. und 12. Dezember die "Kinder des Olymp" zeigen. Das war einer der klassischen Filme, die natürlich in Dahlem schon sehr früh gezeigt worden waren.

Das Villen-Kino hatte Carl Fröhlich, dem Präsidenten der Reichsfilmkammer, als Wohnung und Vorführraum gedient. Daher der lange Saal. Dort hinein kamen nach dem Kriege Sitzplätze für 240 Besucher, später, nach einem Umbau, etwas mehr. Die Villa gehört der FU, das "Capitol" ist Mieter.

In diesem Kino, das notfalls auch als Hörsaal tauglich ist, gab es neben dem Lichtspiel auch Literaturabende. Dort lasen Schauspieler vom Range eines Stefan Wigger und Martin Held, eines Helmut Qualtinger oder Peter Mosbacher und Edith Schneider, um nur wenige von vielen zu nennen, die einem da gleich beim Stichwort "Capitol" einfallen. Auch Künstler aus der DDR kamen, so sie zu den Begünstigten zählten, zu hohen Mauerzeiten ins "Capitol" in Dahlem.

Gerhard Klein war Berliner Kind und auch selbst Schauspieler. Nur durfte er sich darin nicht entwickeln, weil die Nazis auch ihm wegen seiner jüdischen Herkunft alle Menschenrechte nahmen. Er spielte zwar in der Bühnenfassung von Erich Kästners "Emil und die Detektive" den Professor, spielte unter Max Ophüls Film-Regie "Dann schon lieber Lebertran", aber seinem Talent waren dann alle Wege versperrt. Er konnte dem noch Schlimmeren nach Palästina entkommen. Dort arbeitete er in einem Kibbuz. Vom Theater aber konnte er nicht lassen und gründete mit Freunden das noch bestehende Kammertheater in Tel Aviv. Im Jahre 1952 kehrte er in seine Vaterstadt Berlin zurück.

erk

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