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Berlin: Kippen-Cops lassen es langsam angehen

Seit gestern prüfen die Bezirke, ob das Rauchverbot in Lokalen eingehalten wird. Ein Verstoß in Lankwitz

Für Frank Olafsen, den Barmann im Café „Sofia“ an der Kreuzberger Wrangelstraße, stand der gestrige Tag unter dem Motto: „Aschenbecher zu Blumenuntersetzern.“ Priemeln zu 50 Cent das Stück hat er erworben und in die überzähligen Ascher gestellt. Nun schmücken Blüten das Szenecafé, aber die Kippe kann man im Gastraum nirgendwo mehr ausdrücken. Aschenbecher gibt es nur noch draußen auf den Tischen unter bunten Sonnenschirmen. Denn seit dem 1. Juli kontrollieren die Bezirksämter, ob das gesetzliche Rauchverbot in der Gastronomie eingehalten wird und können Bußgelder von 100 bis zu 1000 Euro verhängen.

Berlins Nichtraucherschutzgesetz trat zwar schon Anfang des Jahres in Kraft, doch, wie berichtet, galt bislang eine sanktionsfreie Übergangsfrist. Das hochsommerliche Wetter erleichterte nun gestern den Wirten und Rauchern den endgültigen Schritt in die Gesetzesrealität. Ob im Wrangelkiez, im Szeneviertel an der Schöneberger Goltzstraße oder entlang der Schloßstraße in Steglitz – überall qualmten und sonnten sich die Raucher im Freien vor den Lokalen, während die Tische in den Gasträumen ungewohnt leer aussahen. Die meisten Wirte hatten spätestens Dienstag früh alle Ascher abgeräumt.

Nur in kleineren Bierkneipen war auch gestern nicht Schluss mit dunstig. Zum Beispiel bei „Mäcki’s Heisse Hexe“ in der Kreuzberger Falckensteinstraße. „Was soll ich denn machen?“, fragt Inhaberin Ella Michel am Zapfhahn und weist auf die Riege älterer Männer am Tresen, die sich mit Molle und Kippe vergnügen. „Wenn meine Stammleute nicht mehr rauchen dürfen, bleiben sie zu Hause.“

Vorerst muss man bei „Mäcki’s Heisse Hexe“ sowie in der gleichfalls verqualmten Nachbarkneipe „Jasmins Bierbar“ aber keine Bußgelder fürchten, weil fast alle Bezirke die typischen Einraumkneipen ausgenommen haben. Bei ihnen will man erst das baldige Urteil des Bundesgerichtshofs über Musterklagen von Kneipenwirten gegen das Rauchverbot abwarten. Ansonsten schickte das Bezirksamt Kreuzberg-Friedrichshain gestern erstmals drei speziell geschulte Mitarbeiter los, die bis spätnachts stichprobenartig Bars und Gaststätten kontrollierten. Ebenso gingen andere Bezirke vor. In Steglitz-Zehlendorf wurden vier Restaurants überprüft. „Drei waren rauchfrei“, sagt Ordnungsamtschef Thomas Mertens, „im vierten in Lankwitz verweigerte der Wirt den Zutritt. Erst mit Polizeihilfe erzwangen sie den Zugang – und standen vor vollen Aschern. Christoph Stollowsky

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