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Zionskirche

© Rückeis

Kirchen: Kollekte fürs kaputte Kirchenschiff

Viele Berliner Kirchengebäude müssen dringend repariert werden, aber kaum eine Gemeinde hat dafür Geld zurückgelegt. Auch die Gedächtniskirche ist in in Gefahr. Jetzt sollen Spenden helfen.

Ein Berliner Wahrzeichen ist in Gefahr. Aber nur wenige Berliner wollen für die Rettung Geld spenden. Trotz großer Plakatkampagnen, die auf das Schicksal des alten Turms der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche hinwiesen, trotz Benefiz-CD prominenter Künstler und Werbeaktionen von Banken und Geschäften sind erst 425 000 Euro zusammengekommen. Um die Turmruine mit ihren porös gewordenen Fugen zwischen den Mauersteinen zu sanieren, sind aber 3,5 Millionen Euro nötig.

Das Sammeln von Spenden ist auch deshalb so mühselig, weil die Gedächtniskirche nicht die einzige Kirchengemeinde ist, die Sponsoren umwirbt. Viele Gemeinden feiern in diesen Jahren ihren 100. Geburtstag, und in zahlreichen Gotteshäusern bröckelt es im Gebälk und regnet es durch die Dächer. Rücklagen für die Gebäudesanierung haben aber nur wenige gebildet. Zu sehr war man damit beschäftigt, mit den zurückgehenden Einnahmen aus der Kirchensteuer andere Aufgaben zu erfüllen.

"Bis zum Jahresende wollen wir das Spendenaufkommen verdoppeln", sagt Pfarrer Martin Germer von der Gedächtniskirche. Dazu will man die Werbung für die Fugenpatenschaften verstärken. Für eine Summe ab 100 Euro kann man sich an der Sanierung der Fugen zwischen den Mauersteinen beteiligen, erhält eine Urkunde und wird auf der Internetseite www.fugenpate.de namentlich erwähnt. Seit Mai läuft die Aktion. Bislang wurden 40 Patenschaften verkauft.

Außerdem hofft die Gedächtniskirchengemeinde auf einen Landeszuschuss von 1,5 Millionen Euro. Aber die Zusage dieser Summe ist daran gekoppelt, dass das Programm der denkmalgerechten Stadterneuerung auch für Gebäude in den westlichen Bundesländern geöffnet wird, was zur Zeit noch zwischen Bund und Ländern verhandelt wird.

Hoffen auf einen Landeszuschuss

An 30 bis 40 evangelischen Kirchen in Berlin sind Sanierungsmaßnahmen erforderlich, schätzt Matthias Hoffmann-Tauschwitz, der Leiter des Bauamtes der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Zum Beispiel an der Zionskirche in Mitte. Hier hat der junge Pfarrer Dietrich Bonhoeffer vor dem Krieg Arbeiterkinder konfirmiert, in der DDR wurde das Haus Treffpunkt von oppositionellen Gruppen. Seit den neunziger Jahren wird an der Kirche immer wieder renoviert. "Die Außensanierung ist weitgehend abgeschlossen", sagt Anwalt Götz von Randow, Vorsitzender des Fördervereins der Zionskirche, der sich im Jahr 2000 gegründet hat.

Im Vergleich zur Gedächtniskirche geht es hier um relativ kleine Summen: Jährlich wurden 10 000 Euro Spenden gesammelt. Es wurden neue Toiletten angeschafft, Stromleitungen verlegt, zwei Chorfenster saniert. Nun braucht die Gemeinde Geld für eine Heizungsanlage und die Renovierung des Innenraums.

Ein Problem, das Gedächtnis- und Zionskirchengemeinde eint: Es gibt keine nennenswerten Baurücklagen. Die heute zur Sophiengemeinde gehörende Gemeinde der Zionskirche konnte sie in der DDR nicht bilden. Und in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche sorgte man sich wie in fast allen Kirchengemeinden des ehemaligen West-Berlin viele Jahre lang nur unzureichend um eine Rücklage für schlechte Zeiten. Das Kirchengebäude gehört einer Stiftung, deren Kuratoriumsvorsitzender Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen ist. Das Vermögen der Stiftung sei aber schon durch die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg verschwunden, hieß es in der Stiftung.

"In den vergangenen Jahren haben die Landessynode und die Kirchenleitung die Gemeinden verstärkt aufgefordert, Rücklagen für Baumaßnahmen anzulegen", sagt Matthias Hoffmann-Tauschwitz. "Aber bisher sind es nur sehr, sehr wenige Gemeinden, die damit angefangen haben." Denn in vielen Fällen würde das Anlegen einer Baurücklage zu Einschnitten in anderen Aufgabengebieten der Gemeinden führen, oder die Gemeinden müssten überzählige Gebäude verkaufen, sagt der Leiter des kirchlichen Bauamtes.

Aber wenn man nicht wenigstens dort, wo die Gebäude heute noch in einem guten Zustand sind, Rücklagen bildet, werden sich die Berliner und Brandenburger wohl bis zum jüngsten Tag auf Spendenaktionen ihrer Kirchengemeinden einstellen müssen.

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