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Berlin: Kita unter Kontrolle

Der islamische Kindergarten „Morgenland“ soll beobachtet werden. Zu Unrecht, sagen die Betreiber

Von Sandra Dassler

Ein schwarzbezopftes Mädchen flitzt über den Flur: „Deine Mama ist da“, ruft sie dem dreijährigen Knirps im Waschraum zu. Der stürzt sich jauchzend in die Arme seiner Mutter. Die acht Mädchen und Jungen, die in den Räumen der „Kita Morgenland“ Bobbycars fahren oder mit Puppen spielen, unterscheiden sich nicht von ihren Altersgefährten in anderen Kindertagesstätten. Sie tragen auch keine Kopftücher, wie das manche Journalisten, die an diesem Mittwochvormittag in die Brunnenstraße 70 in Wedding gekommen sind, vielleicht erwartet haben.

Die „Kita Morgenland“ hat einen Träger, der verdächtig ist, islamistischem Gedankengut nahe zu stehen. Wie berichtet, hatte der Verein „Morgenland“ im Februar einen Antrag auf Betrieb einer islamischen Kita gestellt. Weil der damalige Vorsitzende Sinan W. vor einigen Jahren Kontakt zu der islamistischen Partei Hizb-ut-Tahrir unterhielt und im Internet volksverhetzende Texte veröffentlichte, verweigerte das Landesjugendamt zunächst die Kita-Genehmigung. Sinan W. trat zurück, sein Vater Michael W. übernahm die Führung des Vereins. Nun genehmigte das Landesjugendamt die Kita – unter Auflagen und angekündigten besonderen Kontrollen.

„Die können jederzeit kontrollieren, wir haben nichts zu verbergen“, sagt Ilknur W. ein wenig trotzig. Die 25-Jährige ist die Ehefrau von Sinan W. und eigentlich, erzählt sie, war es ihre Idee, eine islamische Kita zu betreiben: „Ich habe als Verwaltungsleiterin in einem ganz normalen Kindergarten am Leopoldplatz gearbeitet. Da waren viele muslimische Mütter, die immer mal wieder nachfragten, ob es keine Möglichkeit gäbe, in Wedding eine islamische Kita einzurichten. Sie wollten einfach, dass ihre Kinder mit islamischen Traditionen aufwachsen können, dass sie merken, dass der Ramadam etwas Besonderes ist, zum Beispiel.“ Ilknur W. trägt ein schwarzes Gewand und ein ebenso schwarzes Kopftuch. Sie sei hier nur zu Besuch, erklärt sie, für die pädagogische Arbeit habe man Erzieherinnen. Die Erzieherin, die kein Kopftuch trägt, sondern eine moderne weiße Bluse zur hellen Jeans, begleitet die Zwei- bis Fünfjährigen zum Händewaschen vor dem Mittagessen. Hier gibt es nur Halal-Speisen, die nach islamischen Regeln und ohne Schweinefleisch zubereitet sind. Das und das spielerische Vertrautmachen mit den islamischen Feiertagen sei der einzige Unterschied zu anderen Kitas, sagt Ilknur W. Die Kinder dürften schwimmen und malen und Deutsch sprechen – schon weil sie aus türkischen, litauischen, bosnischen und arabischen Familien kämen.

Der Sprecher der Senatsverwaltung für Bildung, Bernhard Kempf, wies gestern die unter anderem von der Berliner CDU geäußerte Kritik an der Betriebsgenehmigung für die Kita „Morgenland“ zurück. Man werde sehr genau kontrollieren, dass dort die demokratischen Regeln eingehalten würden, sagte er. Der Senat verfolge gerade auch im Umgang mit muslimischen Trägern von Kitas das Konzept, sie einzubinden. „Wenn wir sie an unserem Bildungsprogramm beteiligen und daher auch kontrollieren können, ist das doch besser als wenn wirkliche Extremisten in irgendwelchen Hinterhöfen ihr Süppchen kochen“, sagte Kempf.

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