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Berlin: Kita will die Angst wegfeiern

Straßenfest in Kreuzberg nach Angriff auf Erzieher

Hopsen in der Hüpfburg, Kinderschminken und Konfettiwerfen – das sind nur einige der vielen Aktivitäten auf dem Straßenfest am kommenden Freitag in der Admiralstraße in Kreuzberg. Damit wollen sich Erzieher und Kinder „den öffentlichen Raum zurückerobern“, wie es in der Ankündigung heißt.

Der Hintergrund des Festes ist ein Vorfall Ende Juni: Damals war ein Kita-Erzieher auf dem sogenannten Elefantenspielplatz im Hof eines Gebäudeblocks an der Admiralstraße von einem Anwohner zusammengeschlagen worden. Der 39-jährige Schläger hatte sich von dem angeblichen Kinderlärm belästigt gefühlt. Die Mädchen und Jungen mussten mitansehen, wie Yusuf Ö. mit einem „stark übergewichtigen Komplizen“ – So beschrieb ihn ein Polizist – auf ihren Betreuer einprügelte. Gegen Yusuf Ö. wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Sein Begleiter konnte flüchten. „Er ist noch nicht gefasst“, sagte ein Polizeisprecher. Doch die Beamten hätten eine konkrete Spur – mehr wolle man momentan aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.

Der 70er-Jahre-Wohnblock, in dem Yusuf Ö. lebt, und der Elefantenspielplatz im Innenhof gehören der Wohnungsbaugesellschaft GSW. Die hatte ihrem gewalttätigen Mieter kurz nachdem die Prügelattacke bekannt geworden war, gekündigt. Doch Yusuf Ö. wohnt mit seiner Frau und mehreren Kindern immer noch in der Wohnung. Er hatte nach der Kündigung einen Rechtsanwalt eingeschaltet. „Wir sind im Kontakt mit ihm. Einzelheiten können wir dazu im Moment nicht nennen“, sagte ein GSW-Sprecher.

Der 32-jährige Erzieher war dem Angriff mit einem blauen Auge, Schürfwunden und Hämatomen entkommen. Nachdem er zunächst krankgeschrieben war, ist er seit einiger Zeit wieder im Einsatz. Mitarbeiter des Trägervereins TEK, der den Kinderladen betreibt, wollten sich momentan nicht dazu äußern, wie es ihm und den Kindern geht. Aus dem Kreis der Eltern war aber zu hören, dass die Tat für viele der Kleinen noch lange nicht abgehakt ist. „Meine Tochter träumt noch häufig davon und erzählt mir das dann“, berichtet ein Vater. Sie könne das gar nicht einordnen, dass dem Betreuer, den sie so mag und der sie eigentlich beschützen soll, so wehgetan wurde. Anderen Kindern geht es offenbar ähnlich. „Die Erzieher gehen mit den Kindern nicht mehr auf den Elefantenspielplatz. Die Angst ist zu groß“, sagt ein Vater.

Mit dem gemeinsamen Straßenfest in der zeit von 13 bis 19 Uhr wollen Eltern, Erzieher und Kinder wieder „einen angstfreien Zugang“ zu ihrem Kiez ermöglichen. Es solle der besseren Vernetzung mit Anwohnern dienen und helfen, miteinander ins Gespräch zu kommen: „Klein und laut, aber nicht kleinlaut“ - ganz im Sinne des Mottos, unter dem das Fest steht. Tanja Buntrock

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