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Hauptsache Wasser. Schauspielerin Barbara Schöne liebt die Kladower Imchenallee.

© Kitty Kleist-Heinrich

Kladow: Ein Gefühl wie im Urlaub

Die Schauspielerin Barbara Schöne wohnt seit 31 Jahren in Kladow. Hier fühl sie sich wie im Urlaub und trotzdem zu Hause.

„Es hat mich schon immer nach Kladow gezogen“, sagt Barbara Schöne. Der Ortsteil erinnert sie an die ländliche Idylle bei ihren Großeltern im Saarland. „Im Gegensatz zu Dahlem oder Grunewald ist hier der dörfliche Charakter erhalten geblieben.“ Seit 31 Jahren lebt die Schauspielerin in Spandau. „Ein Mann für Jenny“ war 1967 ihr erster großer Theatererfolg als Nachwuchsaktrice. Am Ende der Tournee, auf der Inge Meyel und Gustav Knuth ihre Eltern spielten, hatte sie 8000 Mark Honorar angespart und bekam für 10 000 Mark ein 1500-Quadratmeter-Grundstück in Kladow angeboten. Doch Vater Werner weigerte sich, ihr das fehlende Geld zu borgen. „Er nannte mich Fräulein Onassis“, sagt sie. Aus Trotz kehrte sie dem<TH>Elternhaus in Charlottenburg den Rücken und mietete ein Mini-Apartment nahe der Heerstraße. Später schwärmten ihr die Schauspiel-Kollegen Ruth Stephan und Harry Wüstenhagen von ihrer Wahlheimat im Spandauer Süden vor. 1980 baute sich Barbara Schöne dann für sehr viel mehr Geld ihr Traumhaus in Kladow. Dass ihr damaliger Nachbar der Kabarettist Klaus-Günter Neumann war, merkte sie erst, als sie ihn beim Stibitzen von Birkenpilzen aus ihrem Garten erwischte. „Es ist schön, einen Ort zu haben, an dem ich mich wie im Urlaub fühle und trotzdem zu Hause bin“, sagt Barbara Schöne. Ihr Idyll verlässt sie meist nur für den Beruf. Denn alles, was sie braucht, findet sie gleich vor der Tür: Supermärkte, Banken und viele kleine Geschäfte, etwa die Ritterfeld-Landbäckerei. Sie schätzt die Freundlichkeit der Kladower. Hier kennt fast jeder jeden und der Verkäufer spätestens nach dem dritten Besuch die Vorlieben des Kunden. Auf dem Weg zum Fototermin am Havelufer macht sie noch schnell Station im Art-Elier, ihrem Lieblingsgeschäft am Krampnitzer Weg, und fragt, ob die Brille im Tiger-Design schon da ist. Und Inhaberin Ruth Kieburg-Borchert, die einen liebevollen Mix aus Mode, Kunsthandwerk und Accessoires verkauft, gibt schnell noch einen Kaffee aus. An der Imchenallee dümpeln große und kleine Motorboote an den Stegen. Ausflügler haben es sich auf einer Wiese bequem gemacht oder gehen an Bord des Ausflugsdampfers Havelstern. „Warum gibt es nicht mehr Fähren, um die Stadt zu erschließen?“, fragt Barbara Schöne und füttert Enten und Schwäne mit Schrippen-Bröseln. Das wäre billiger als der Neubau von Autobahnen, findet sie. Über den Wannsee reicht der Blick bis zum Strandbad. Nicht umsonst gilt die Uferpromenade als Spandauer Riviera. „La Riviera“ heißt auch ihr Stamm-Italiener, wo sie bei Gastwirt Vito ganz unitalienisch eine Weiße mit Himbeer bestellt. „Hier herrschen nicht die gereizte Stimmung und die Hetze der Hauptstadt“, sagt sie über ihren Ortsteil. Aber auch die Atmosphäre der Spandauer Altstadt mit ihrer Fußgängerzone und dem alljährlichen Weihnachtsmarkt gefallen ihr. ´Dennoch, ganz ungetrübt ist die Idylle nicht. Die Straßen! Ständig diese Flickschusterei, das bringt Frau Schöne auf die Palme. Der Senat verteilt die Mittel ungerecht, sagt sie. Den Protest gegen die neuen Flugrouten unterstützt die Künstlerin ohnehin. Da redet sie auch Tacheles, wenn sie den Politikern auf Empfängen begegnet. Überhaupt: Berlin und seine Landespolitik. Kaum noch Persönlichkeiten, Partei- geht über Sachpolitik, krittelt sie. Ihr Wunschkandidat für den Regierenden Bürgermeister? Hauptsache fachkompetent, wünscht sie sich und hätte einen Favoriten, der gar nicht zur Wahl steht: Neuköllns Bezirkschef Heinz Buschkowsky. „Dieser Mann hält sein Wort.“ Dass sie ein im Stadtzentrum lebender Besucher fragte, wie sie es bei dem lauten Vogelgezwitscher in Kladow aushält, findet Barbara Schöne zum Piepen. „Hier draußen zu sein, das sind Streicheleinheiten für meine Seele. Ich bin mir sicher, dass ich hier nie wieder weggehen werde.“

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