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Berlin: Klassenfahrt endet mit Schock: Schüler in Brandenburg attackiert Räuber kamen mit Baseballschlägern und Eisenstangen.

Gymnasiasten fuhren mit Polizeischutz zurück nach Berlin

Dem Schulleiter zittern die Hände, als er davon erzählt, was seinen Schülern passiert ist. 26 Elftklässler des Schöneberger Paul Natorp-Gymnasiums und zwei Lehrerinnen waren im brandenburgischen Kemnitz auf Klassenfahrt, als sie in der Nacht von Freitag auf Samstag überfallen und ausgeraubt wurden. Jetzt ist es Sonntagnachmittag. Schulleiter Ulrich Wüsthof hat die schockierten Schüler, ihre Eltern und Lehrer im Volkspark um sich versammelt. Die Schüler wollten sich gleich heute wieder treffen und über das Geschehene reden, sagt Wüsthof, der Schock sitze tief. „Denn von mehr als zehn gewaltbereiten Typen mit Baseballschlägern bedroht zu werden“, sagt Wüsthof, „das steckt man nicht so einfach weg.“

Die Schüler waren am Freitag mit dem Zug nach Kemnitz bei Werder gefahren. Nachmittags haben sie im See gebadet, erzählt Wüsthof. Bis Sonntagabend wollten sie bleiben. Aber dann drangen um ein Uhr in der Nacht von Freitag auf Sonnabend Jugendliche mit Baseballschlägern und Eisenstangen in die zweistöckige Pension in der Kemnitzer Ferienanlage ein – lautlos – und verriegelten die Türen von innen. „Zehn plus x Angreifer schätzen die Schüler“, sagt Wüsthof, „zwischen 18 und 25 Jahren.“ Die Hälfte der Schüler schlief zu diesem Zeitpunkt im oberen Stockwerk. Sie bekamen laut Wüsthof von dem Überfall nichts mit. Ein 17-jähriger Schüler erzählt, dass sie gerade im Ergeschoss vor dem Fernseher saßen, als die Einbrecher kamen. Die verlangten von ihnen Geld und Musikgeräte. Nachdem dann ein 18-jähriger Schüler einen Baseballschläger an den Kopf bekam, übergaben auch die anderen ihr ganzes Geld und alle Geräte, die sie bei sich hatten.

„Das war kein spontaner Überfall“, sagt Wüsthof, „die sind organisiert vorgegangen und sehr schnell, haben die Türen abgeriegelt, drei Schüler, die aus den Schlafräumen runterkamen, zurückgedrängt.“ Die Polizei kam schnell und blieb bis fünf Uhr morgens bei den schockierten Schülern. Mit dem am Kopf getroffenen Jungen fuhren die Lehrer noch in der Nacht ins Krankenhaus nach Potsdam, wo die Ärzte eine leichte Gehirnerschütterung feststellten. Am Sonnabend ist die Gruppe vorzeitig und unter Polizeischutz nach Berlin zurückgekehrt.

„Die seelischen Wunden sitzen tiefer als die körperlichen“, sagt Wüsthof. Er macht sich große Sorgen, wie die Schüler mit dem Erlebten umgehen werden. Am Montag will er mit dem schulpsychologischen Dienst sprechen. Der Schulleiter und die Lehrer sind froh, dass sich die Schüler klug verhalten haben und den Forderungen der Einbrecher schnell nachkamen. Dennoch will Wüsthof mit Hilfe der Polizei Kurse in Gewaltprävention anbieten.

„Ich bedaure den Überfall auch deshalb“, sagt Wüsthof, „weil es bei den Fahrten gerade um die Anbindung Berlins an das Umland geht.“ Seit drei Jahren fahre man nach Kemnitz, Lehrer und Schüler schwärmten von dem Ort, der Pension und dem netten Wirt. Jetzt müsse man natürlich darüber nachdenken, ob man da wieder hinfahre, sagt Wüsthof. Die Entscheidung will er davon abhängig machen, was die Ermittlungen in den kommenden Wochen ergeben. Dann eilt er zurück auf die Wiese. „Gottseidank sind jetzt alle hier zusammen“, sagt er, „niemand muss zu Hause mit dem Schock alleine sitzen.“

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