zum Hauptinhalt

Berlin: Klassische Fußballarena statt modernes Olympiastadion

Neues Konzept des Stadtentwicklungssenators für die Zukunft des ehemaligen Reichssportfeldes / Pläne von Bund und Berlin "unrealistisch"VON AXEL BAHR BERLIN. Mit einem neuen Vorstoß für die Zukunft des Olympiageländes erteilt Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) den bisherigen Absprachen zwischen dem Bund und Berlin eine klare Absage.

Neues Konzept des Stadtentwicklungssenators für die Zukunft des ehemaligen Reichssportfeldes / Pläne von Bund und Berlin "unrealistisch"VON AXEL BAHR BERLIN. Mit einem neuen Vorstoß für die Zukunft des Olympiageländes erteilt Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) den bisherigen Absprachen zwischen dem Bund und Berlin eine klare Absage.Strieder setzt auf den privaten Neubau einer klassischen Fußballarena nach britischem Vorbild und will auf eine aufwendige Modernisierung des maroden Olympiastadions verzichten.Die bisherigen Pläne des Bundesfinanzministeriums als Eigentümer des früheren Reichssportfeldes, durch Wohnungs- und Gewerbeprojekte auf dem Gelände die Komplettsanierung des Stadion durch private Investoren zu sichern, seien "unrealistisch" und "finanziell nicht tragbar", so Strieder gegenüber dem Tagesspiegel.

Das historische Rund solle nur soweit hergerichtet werden, daß es vor dem Verfall bewahrt und unter Sicherheitsgesichtspunkten für Großveranstaltungen aus den Bereichen Sport und Kultur in den nächsten drei Jahrzehnten genutzt werden könne.Ausgenommen sind davon Fußball-Ereignisse, die ausschließlich in dem neuen "Spartenstadion" stattfinden sollen.Das unmittelbare Umfeld des Olympiastadions inklusive des Maifeldes soll aus Gründen des Denkmalschutzes unverändert bleiben.Überlegungen des Landessportbundes, dem Olympiastadion künftig eine reine Denkmalfunktion zuzuweisen, sind nach Ansicht des Senators aber nicht der richtige Weg.

Grundgedanke des Strieder-Konzeptes ist es, den in Berlin wiederwachten Profifußball nüchtern und ohne emotionalen Größenwahn als einen langfristig festen Wirtschaftszweig zu betrachten und das Olympiastadion aus der Nutzung als Fußballarena herauszuhalten."Wir müssen umdenken und den Fußball fern jeglicher Sentimentalität als eine Gewerbeansiedlung begreifen, die wir als Stadt wie andere Branchen fördern, beispielsweise durch die Bereitstellung eines attraktiven Grundstückes und Verkehrsanbindungen", so Strieder.

Dafür gebe es zahlreiche erfolgreiche Beispiele, insbesondere in den USA und Großbritannien.Als Standort auf dem 130 Hektar großen Areal für ein neues, etwa 70 000 Zuschauer fassendes Fußballstadion käme das Gebiet nördlich des Olympischen Platzes in Frage.Dort, wo sich das Hockey-Stadion befindet, könnte die neue Spielstätte so weit wie möglich in die Erde eingelassen werden, um den Blick auf das Olympiastadion nicht zu verdecken, so Strieders Pläne.Derlei Grobkonzepte werden nicht nur von bei Hertha BSC engagierten Unternehmensvertretern geteilt, sie decken sich auch im Kern mit einer demnächst fertiggstellten Analyse der Landesbank.

Eingebunden in die Pläne ist außerdem, den nördlichen Rand des Olympiageländes für mit dem Sport eng verbundene Investitionsprojekte zur Verfügung zu stellen.Auf dem einst von den britischen Alliierten genutzten und über Jahrzehnte unzugänglichen Streifen stehen das Haus des deutschen Sports mit einer Kuppelhalle, ein Kasino sowie mehrere Sportplätze.Dort könnten nach den Vorstellungen Strieders ein Sporthotel, Squash- oder Tennisplätze bzw.eng mit dem Fußball verflochtene Einrichtungen unter privater Federführung entstehen.Andere Nutzungen, wie die vom Bund und Berlin angedachte Wohnungsbebauung, seien schon allein aufgrund der enormen Lärmbelastung durch Großveranstaltungen im Olympiastadion nicht zu realisieren - ein Grundproblem, das bei den bisherigen Planungen völlig außer acht gelassen worden sei, so der Stadtentwicklungssenator.

Für die Sanierung und Modernisierung des Olympiastadions wurden bislang nach Gutachterangaben etwa 660 Millionen Mark veranschlagt.Inklusive notwendiger Instandsetzungen auf dem gesamten Gelände beträgt der Finanzaufwand rund eine Milliarde Mark.Größenordnungen, die von einem privaten Investor unter wirtschaftlichen Aspekten niemals aufgebracht werden könnten.Die Sicherung der Grundsubstanz des Olympiastadions sei für weit weniger finanziellen Einsatz möglich und auch durch den Bund und Berlin zu leisten.

Die Strieder-Verwaltung wird die Vorstellungen ihres Senators auf der nächsten Sitzung der Arbeitsgruppe Olympiastadion in etwa sechs Wochen einbringen.Bis zum Jahresende soll das Gremium ein Konzept für die Zukunft des Olympiageländes erarbeitet haben, um dann in konkrete Gespräche mit privaten Investoren zu gehen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false