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Berlin: Klaus Landowsky: „Ich kämpfe um meine Ehre“

Ehemaliger Bankmanager fordert Freispruch Doch die Anklage verlangt drei Jahre Haft

Klaus Landowsky setzte im Schlusswort zur Gegenwehr an. Nach 18 Monaten Verhandlung stand er im Saal 700 des Moabiter Kriminalgerichts und erklärte: „Ich habe ein gutes Gewissen.“ Der Prozess belaste ihn sehr, sagte der ehemalige Bankmanager und CDU-Fraktionschef. „Ich habe 30 Jahre lang für die Bank gelebt.“ Er sei stets bemüht gewesen, „das Beste für die Stadt zu tun“. Die Staatsanwaltschaft aber habe klare Tatsachen ins Gegenteil verkehrt. „Ich kämpfe um meine Ehre.“

Mit den gestern begonnenen Schlussworten der insgesamt 13 Angeklagten – ehemalige Vorstände und Aufsichtsräte der BerlinHyp – ist der Schlüsselprozess um die Berliner Bankenaffäre nicht mehr weit vom Urteil entfernt. Einen genauen Termin aber gibt es noch nicht. Die Beratungen würden einige Zeit dauern, hieß es am Rande des Prozesses. Der 21. März wurde als möglicher Tag der Verkündung einer Entscheidung genannt.

Landowsky und zwölf weitere Ex-Manager der BerlinHyp, die sich in dem Prozess wegen schwerer Untreue verantworten müssen, waren nach dem Plädoyer der Anklage fassungslos. Freiheitsstrafen bis zu vier Jahren hatte Oberstaatsanwältin Vera Junker gefordert. Gegen Landowsky verlangte sie drei Jahre Gefängnis. In Haft sollen nach dem Willen der Ankläger insgesamt neun der Angeklagten. Für die weiteren ehemaligen Manager der BerlinHyp wurden Bewährungsstrafen mit Geldauflagen bis zu 100 000 Euro beantragt.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Angeklagten bei der Vergabe von Millionen-Krediten an das Immobilienunternehmen Aubis für Kauf und Modernisierung von Plattenbauwohnungen in Ostdeutschland gegen gesetzliche Vorschriften verstießen. Sie hätten bei den Geschäften Mitte der 90er Jahre Gelder ohne ausreichende Risiko- und Bonitätsprüfung bewilligt. Die Anklage habe sich „in vollem Umfang bestätigt“, sagte Junker in ihrem zweitägigen Plädoyer Ende 2006. Eigentlich wollte Landowsky sehen, wie die Oberstaatsanwältin reagiert. Junker aber musste sich vertreten lassen. „Es bleibt mir unverständlich, dass sie die Möglichkeit einer kontroversen Diskussion im Prozess nicht wahrgenommen hat“, beklagte Landowsky. Fünf Stunden lang habe er ausgesagt. „Aber sie hat mir nur zwei Fragen gestellt.“ Bei ihm sei der Eindruck entstanden, dass die zuständigen Staatsanwälte gar nicht an einer Aufklärung des Geschehens interessiert waren. Stattdessen seien klare Aussagen umgedeutet worden.

Landowsky wirkte betroffen. „Wir haben 18 Monate lang versucht, unsere Unschuld zu beweisen“, sagte er mit einem leichten Zittern in der Stimme. Er habe jeden Verhandlungstag engagiert verfolgt. „Eigentlich habe ich mich von fast allen Zeugen bestätigt gefühlt.“ Er strebe kein Urteil „in dubio pro reo“ an. Für ihn gebe es keine Zweifel. Er verlange „pro reo“. Es sei beim Aubis-Engagement keine Vermögensgefährdung eingetreten, sie sei auch von niemandem in Kauf genommen worden. „Wir waren von einer hohen Gewinnerwartung überzeugt.“

Oberstaatsanwältin Junker will bei den Angeklagten deutliche Spuren von Gigantomanie festgestellt haben. „Sicher spielte auch der Wunsch mit, die BerlinHyp noch größer zu machen“, sagte sie in ihrem Plädoyer. Landowsky schüttelte nur den Kopf. Würden die Objekte heute verkauft, könnte mit Gewinnen in dreistelliger Millionenhöhe gerechnet werden.

Kerstin Gehrke

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