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Berlin: Klaus Wowereit (SPD), Regierender Bürgermeister

Er regiert mit allem, was kommt. Erst mit den Grünen, dann mit den Linken, jetzt mit der CDU.

Er regiert mit allem, was kommt. Erst mit den Grünen, dann mit den Linken, jetzt mit der CDU. Nach über zehn Jahren als Chef im Roten Rathaus scheint Klaus Wowereit allmählich zu glauben, dass er auch über Wasser laufen kann. Wo man ihn trifft, strahlt er Gelassenheit, Lebensfreude und Machtfülle aus. Kürzlich sagte jemand auf einer Podiumsdiskussion, Berlin habe keine Präsidialherrschaft, sondern sei eine lebendige parlamentarische Demokratie. Alle Zuhörer lachten. Der SPD-Spitzenmann hat sich im Laufe der Zeit einen Sonderstatus erobert, den er aber nur quartalsweise nutzt, um die Senatspolitik voranzutreiben. Momentan traben die vielen Neulinge im Wowereit-Kabinett noch an der langen Leine, um das Regieren zu lernen. Nur der Innensenator und CDU-Landeschef Frank Henkel wird von Wowereit auf Augenhöhe akzeptiert. Aber wohin geht die Reise? Es mag ja sein, dass der Regierende Bürgermeister schon genau weiß, wohin er in nächster Zeit mit Rot-Schwarz will, aber er macht keinerlei Anstalten, die Berliner mit auf den Weg zu nehmen. Vielleicht ist das der größte Fehler, den Wowereit hat: Der mangelnde Wille, den öffentlichen Diskurs anzuschieben. Das passt gut zu seinem größten Talent, nämlich hinter den Kulissen den Otto Rehhagel zu geben: Jeder kann sagen, was ich will. Das wird den Regierenden aber nicht von der Pflicht entbinden, sein größtes Wahlkampfversprechen einzulösen. Berlin soll wirtschaftlich mit aller Macht vorangebracht werden und die soziale Balance dabei nicht verloren gehen. In den rot-schwarzen Koalitionsvertrag hat dies Eingang gefunden, aber die Realisierungsquote liegt derzeit noch bei null. za

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