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Berlin: Klein kann so groß sein

Berlin wird wieder aufgebaut: Am Sonnabend öffnet eine riesige Modelleisenbahn im Maßstab 1:87

Siegfried Nacke muss sich dünn machen, um zwischen Rotem Rathaus, Cubix-Kino und Fernsehturm zu hantieren. Während ein ICE aus Richtung Ostbahnhof und Jannowitzbrücke heranrollt, trägt Nacke vorsichtig das Haus des Lehrers im Arm, aus dem ein Wust von Beleuchtungskabeln hängt. Sechs Meter weiter modellieren Peter Merseburg und seine Frau Sandra an den Gehegen des Zoos. Hinterm Hardenbergplatz türmt sich eine liebliche Hügel-Landschaft.

Es ist ein phantasievolles Stück Berlin, das Modellbauer für eine der größten computergesteuerten Modelleisenbahnen der Welt errichten. Damit haben sich die Brüder Stefan und Henrik Göddeke einen Jugendtraum erfüllt. Auf 600 Quadratmeter stellten sie im Maßstab 1:87 mit Hilfe zahlreicher Modellbauer, Hobbybastler und Computerexperten ein Stück Berlin her, verlegten zwischen dem Häusermeer aus Kunststoff, Gips und Holz vier Kilometer Gleise. Auf denen rollen rund 400 Züge, auch S- und Straßenbahnen, selbst Autos und Busse auf einem speziellen Straßensystem. Klein-Berlin mit großem Streckennetz wuchs an der Meinekestraße 24 in Charlottenburg heran. Vor zehn Jahren stand dort noch das Kulturkaufhaus Fnac.

Noch ist die digital gesteuerte Modelleisenbahn eine Baustelle, komplett wird die Anlage auch Sonnabend zur Eröffnung nicht sein. Aber die Besucher können alles in Bewegung sehen und verfolgen, wie Berlin an Kontur gewinnt. Dass nicht weit vom Reichstag der Vergnügungspark „Luna“ mit Riesenrad und Auto-Scooter lockt, dass Straßen mitunter gemütlich kleinstädtisch wirken oder an Hochhäusern gebaut wird, die es nicht gibt – das ist der Phantasie der „Loxx-Miniatur-Welten Berlin“ geschuldet.

Alle paar Minuten wird sich das Licht ändern, wird dunkeln, dämmern oder strahlen. Computer überwachen den Zugverkehr, rund 30 Monitoren verfolgen den Verkehr. Unter den lieblichen Hügeln am Hardenbergplatz entstand die unsichtbare Schaltzentrale, der „Schattenbahnhof“: Eine Station voller Relais, in denen die Züge alle zwei Stunden zu Ruhepausen einfahren und dafür dann Ersatzzüge zum Einsatz kommen.

Mehr als ein dutzend Mitarbeiter werden ständig den Zugverkehr überwachen. Zwischen 300 und 500 Besucher werden täglich erwartet.

Drei Millionen Euro haben die Brüder, von Beruf Rechtsanwälte, in die Anlage investiert. „Wir sind eine große Familie“, heißt es, die habe sich an den Kosten beteiligt.

Die Modelleisenbahn „Loxx“ ist an der Meinekestraße 24 von Sonnabend an täglich von 10 bis 20 Uhr zu besichtigen. Eintritt 7,50 Euro, Kinder bis 8 Jahre frei, von 9 bis 14 Jahre 4 Euro.

Christian van Lessen

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