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Berlin: Kleines Land, große Feier

Liechtenstein ist seit 200 Jahren unabhängig. Und Berlin eng verbunden

Was hat Liechtenstein mit Ägypten zu tun? Der Staats-Winzling mit dem uralten Kulturland? Eigentlich nichts – nur dass die Berliner „Ägyptens versunkene Schätze“ im Gropius-Bau, den Ausstellungs-Renner des Sommers, einer liechtensteinischen Stiftung verdanken: der Foundation Hilti, die von dem gleichnamigen Konzern des 35 000-Einwohner-Landes getragen wird. Und so kam die Ausstellung am Dienstag auch dazu, mit ihrem geheimnisvollen Halbdunkel, ihren Statuen und großformatigen Bildern, den Schauplatz eines Festaktes zu 200 Jahren liechtensteinischer Souveränität zu bieten.

Das kleine Fürstentum feiert nämlich in diesem Jahr nicht seine Gründung, die 1799 erfolgte, sondern ausdrücklich die Souveränität, die Unabhängigkeit, die Napoleon ihm mit der Aufnahme in den Rheinbund verlieh. Kein Wort kam in den Reden im Gropius-Bau öfter vor. Sie allein – so Botschafter Josef Wolf wie Regierungschef Otmar Hasler – begründe die Existenz des Landes, das weder über militärische Macht noch eine eigene Sprache, eine unverwechselbare Kultur oder einen abgrenzbaren Wirtschaftsraum verfüge. Damit allerdings habe Liechtenstein, so der Regierungschef, eine „Ausnahmestellung“: das letzte noch bestehende Land des Rheinbundes, eine lebendige Erinnerung an das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Weshalb der Botschafter noch gleich die Ausstellung über das Alte Reich, die am Sonntag im Deutschen Historischen Museum eröffnet wird, für das Jubiläum rekrutierte.

Der Festakt sollte nicht nur die Botschaft des Jubiläums – das am 12. Juli gefeiert worden ist – nach Berlin tragen, sondern auch das politische Engagement des Landes bekräftigen. Nachdem der viertkleinste Staat Europas in den letzten Jahren Mitglied in internationalen Organisationen geworden ist, von Europarat über die UN bis zum Europäischen Wirtschaftsraum, leistet es sich auch zwei Botschaften. Eine, seit 2003, in Berlin, die andere in Washington. Entsprechend hochkarätig trat das Land beim Festakt auf: An der Spitze Erbprinz Alois, dazu Außenministerin und Landtagspräsident und eine beeindruckende Zahl von Wirtschaftsgrößen. Gemessen daran war die deutsche Seite ziemlich dünn vertreten: Finanzstaatssekretärin Barbara Hendricks, die Bundestagsabgeordneten Hans-Ulrich Klose und Rainer Wend, Goethe-Institut-Chefin Jutta Limbach. Berlin glänzte gleich ganz durch Abwesenheit – für die Stadt ist offensichtlich ein Gemeinwesen uninteressant, das fast so viele Arbeitsplätze wie Einwohner und einen Arbeitslosenanteil von 2,4 Prozent hat. Dabei wäre vielleicht etwas zu lernen von diesem Land, das keineswegs in erster Linie ein Ort für Briefkasten-Firmen ist. In den Nachkriegsjahren ist es zu einem hoch entwickelten Wirtschafts- und Industriestandort und einem erfolgreichen Finanzplatz geworden.

Als Exempel dafür zeigte sich im Gropius-Bau Michael Hilti. Locker berichtete er davon, wie „wir“, er, der jetzige Aufsichtsratschef, und sein Vater, sich entschieden, die Forschungsarbeiten von Frank Goddio im Nildelta zu unterstützen. Aus fünf Wochen wurden zehn Jahre. Nun ist die Ausstellung dabei, alle Rekorde zu brechen – am Ende, am 3. September, werden sie vielleicht 400 000 Besucher gesehen haben. Die Fortsetzung ist gesichert: im Dezember im Grand Palais in Paris.

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