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Berlin: Kleinkind misshandelt und ans Bett gefesselt

Polizei fand ein 17 Monate altes Mädchen unterernährt und mit Blutergüssen übersät / Haftbefehl gegen die 31-jährige Mutter

Es war einer der Einsätze, den die Polizeibeamten wohl nicht so schnell vergessen werden: In einer Wohnung im Walldürner Weg in Spandau fanden sie ein 17 Monate altes Mädchen mit Gurten gefesselt im Kinderbett vor. Die Beine waren mit Elastikbinden zusammengebunden. Der Körper des Mädchens war mit Blutergüssen und Bisswunden übersät. Woher diese stammen, wollten gestern weder Polizei noch Justiz sagen. Zudem entdeckten die Polizisten am Körper des Kindes Narben, die von vorangegangenen Fesselungen stammen. Die Mutter Diana T. wurde festgenommen. Gegen die 31-Jährige wurde gestern Haftbefehl erlassen. Sie soll die Misshandlungen an ihrer Tochter gestanden haben.

Das Kind mit Namen Marie kam sofort in ein Krankenhaus. Dort stellten die Ärzte fest, dass das Mädchen zudem unterernährt und unterentwickelt ist. Ein Nachbar hatte am Donnerstagmittag den Notruf gewählt, nachdem er aus der Wohnung sowohl nachts als auch am Tag Kinderschreie gehört hat. Genauere Angaben zur Mutter und ihren Lebensumständen wollte die Polizei nicht machen. Marie ist das einzige Kind der 31-jährigen Deutschen. Diana T. soll nicht berufstätig sein und einen Lebensgefährten haben, der zeitweise in ihrer Wohnung lebt.

„Anfangs war das Kind normal entwickelt“, sagt Justizsprecher Björn Retzlaff. „Das geht aus den Untersuchungen des Kinderarztes hervor. Erst in den vergangenen Monaten hat die Mutter das Kind vernachlässigt.“ Allerdings habe trotz der schlimmen Verletzungen „noch keine Lebensgefahr“ bestanden. Der Mutter drohe eine Strafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren.

Um Marie wird sich nun das Jugendamt kümmern. „Möglicherweise wird das Kind in eine Pflegefamilie kommen“, sagt Elke Nowotny vom Kinderschutz-Zentrum Berlin. Die Einrichtung hat zwei Beratungsstellen in Neukölln und Hohenschönhausen. „Bei misshandelten Kindern haben wir es meist mit Schütteltraumata und Frakturen zu tun.“ Fast immer seien die Mütter mit der Erziehung überfordert. Die Kinder müssten dann als „Sündenbock“ für alles herhalten.

Ebenfalls Schlagzeilen machte eine grauenhafte Kindesmisshandlung im November 2001. Eine lebenslange Haftstrafe erhielt Anfang des Jahres die 22-jährige Veronika W. Sie hatte ihren zweijährigen Sohn Alisan-Turan in ihrer Wohnung in Bergen von Müll verdursten lassen.

Das zuständige Kommissariat des Landeskriminalamtes registrierte im vergangenen Jahr 400 Misshandlungen. 2001 waren es 267 Misshandlungen, 2000 „nur“ 198. Die Zunahme der Fälle habe auch damit zu tun, dass mehr angezeigt werden. Dazu habe auch das neue Gewaltschutzgesetz beigetragen: Polizisten, die zu einem Einsatz wegen häuslicher Gewalt gerufen werden, achten besonders auch auf misshandelte Kinder.

Kinderschutz-Zentrum: 0800-111-0444

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