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Berlin: Klimakonferenz mit Heißluftgebläse

Im Schöneberger Gasometer wurde über Wege zur grünen Großstadt geredet

Berlin - Streng genommen hätte diese Konferenz an diesem Ort nicht stattfinden dürfen: Ausgerechnet in einem mehr schlecht als recht per Gebläse geheizten Folienzelt, eingebaut in den ehrwürdig verrosteten Schöneberger Gasometer, wurde am Mittwoch über stadt- und weltweite Aspekte des Klimaschutzes diskutiert. Eingeladen hatten die Senatskanzlei sowie die Energieversorger Gasag und Vattenfall. Fast 200 Gäste waren gekommen, um unter anderem zu hören, was der Regierende Bürgermeister zur Chefsache Klimapolitik zu berichten hatte.

Zuvor machte Ottmar Edenhofer, stellvertretender Direktor und Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) klar, worum es geht: Um einigermaßen bewohn- und regierbar zu bleiben, müsse die Welt etwa bis zum Jahr 2080 ihren Kohlendioxidausstoß auf null bringen. Und danach sogar das bereits erzeugte Treibhausgas wieder aus der Atmosphäre herausholen, beispielsweise durch Biomasse-Kraftwerke, in denen das frei werdende CO2 aus Holz & Co. aus dem Abgas gefiltert wird, bevor es wieder in die Luft entweicht. Die einzigen Energieträger, denen der Potsdamer Professor dann noch einen CO2-Ausstoß zugesteht, sind Gas und Öl. Letzteres ist im Flugverkehr kaum ersetzbar.

„Wir haben die Möglichkeiten“, lautete das Fazit, mit dem Edenhofer die Bühne an Klaus Wowereit übergab. Der zählte die vier größten Berliner Klima- Baustellen auf: Modernisierung des Gebäudebestandes, Ansiedlung von grüner Forschung und Industrie, CO2-arme Energieversorgung und klimafreundlicher Verkehr. Um Letzteren voranzubringen, bot Wowereit „ausdrücklich die Kooperation“ zum Gipfel für Elektromobilität an, zu dem die Bundeskanzlerin für Anfang Mai geladen hat.

Wer allerdings Visionäres oder auch nur eine neue Idee erwartet hatte, sah sich enttäuscht: Mit keinem Wort stellte Wowereit die Fokussierung auf Elektroautos infrage, die im Gegensatz zu der – für den Stadtverkehr viel besser geeigneten – Alternative des Elektrofahrrades noch längst nicht serienreif sind. Beim Thema Gebäudebestand bekannte sich Wowereit zum Klimaschutzgesetz, das vor allem die Heizungen des Gebäudebestandes sauberer machen soll. „Unser Anspruch, Modellstadt zu sein, heißt auch, dass wir Diskussionen wie die um das Klimaschutzgesetz aushalten“, sagte er. Und: „Die meisten Abwehrschlachten liegen hinter uns.“ Das Senatsziel, den Berliner CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken, gelte. Nun müsse ein gesellschaftlicher Konsens dafür her, „dass es sich lohnt, diese Ziele zu erreichen“. Stefan Jacobs

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